Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie

Praxis-Depesche 12/2019

Lücken in der Infektionsprophylaxe

Bei Patienten mit nicht-HIV-induziertem Immundefekt wird die Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PcP) zunehmend zum Problem. Verbindliche Richtlinien zur Chemoprophylaxe bei dieser Risikogruppe existieren dennoch nicht.
Aufhorchen lässt eine Studie aus Spanien, die die Epidemiologie so- wie Risikofaktoren der PcP auf Basis eines nationalen Registers analysierte. Zwischen 2008 und 2012 wurden insgesamt 4.554 PcP-Fälle erfasst, bei über einem Viertel handelte es sich um immunkompromittierte Patienten ohne HIV-Infektion. Während die mittlere jährliche Inzidenz bei den HIV-negativen Patienten von 4,4 auf 6,3 stieg, war bei den HIV-positiven Patienten ein Rückgang von 15,5 auf 13,4 zu verzeichnen. Die Abnahme der PcP-Inzidenz bei HIV-Patienten lässt sich wahrscheinlich auf die standardmäßige Gabe von Cotrimoxazol zur PcP-Prophylaxe sowie die moderne antiretrovirale Therapie zurückführen. Aufgrund der Intensivierung der Chemo- und Radiotherapie maligner Erkrankungen und dem verstärkten Einsatz medikamentöser Immunsuppressiva nimmt gleichzeitig die Zahl der Patienten mit nicht-HIV-induzierter Abwehrschwäche zu. Einheitliche Empfehlungen zur PcP-Prophylaxe für dieses Patientenkollektiv gibt es jedoch nicht, was die Infektionszahlen steigen lässt.
In der vorliegenden Studie wurden hämatologische Neoplasien als wichtigster Risikofaktor der PcP bei HIV-negativen Personen identifiziert (29 %), gefolgt von chronischen Lungenerkrankungen (15,9 %) und nicht-hämatologischen Neoplasien (14,9 %). Hervorzuheben ist der Anstieg an PcP-Infektionen von 13,4 % auf 19,7 % zwischen 2008 und 2012 in der Subgruppe der nicht-hämatologischen Neoplasien. Als Ursache diskutieren die Autoren die immer aggressiveren Chemotherapie- Protokolle. Patienten mit chronischer Lungenerkrankung wurden erst kürzlich als neue PcP-Risikogruppe identifiziert. Einzig für HIV-negative Patienten mit hämatologischen Neoplasien liegt inzwischen eine allgemein akzeptierte Empfehlung zur PcP-Chemoprophylaxe vor. Das spiegelt sich auch in der Erkrankungsrate wider: Im Vergleich zu einer Erhebung aus dem Zeitraum 2003 bis 2007, die eine PcP-Inzidenz von 34 % bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien ergab, ist die Zahl der Infektionen in dieser Risikogruppe bis zum Jahr 2012 um etwa 7 % gesunken.
Die steigende PcP-Inzidenz bei Menschen mit nicht-HIV-induzierter Abwehrschwäche ist besonders relevant, da die Infektion bei diesen Patienten oft schwerer verläuft als bei denen mit HIV-bedingtem Immundefekt. Eine bessere Charakterisierung der Risikogruppen zur Optimierung der PcP-Prophylaxe ist daher dringend notwendig. RG
Quelle: Pereira-Díaz E et al.: Changing trends in the epidemiology and risk factors of pneumocystis pneumonia in spain. Front Public Health 2019; 7: 275

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