Viskoelastische gerinnungsdiagnostische Verfahren wie Thrombelastografie (TEG) oder Rotationsthrombelastometrie (ROTEM) kommen derzeit nur in einem begrenzten Indikationsfeld zum Einsatz, etwa zur schnellen Einschätzung des Blutungsrisikos bei schwer Verletzten, in der Herz- und Gefäßchirurgie oder in der Geburtshilfe. Mittlerweile sind aber auch Point-Of-Care-Tests verfügbar, mit denen im Labor einer Arztpraxis innerhalb von Minuten die gesamte Kinetik der Hämostase eingeschätzt werden kann, also nicht nur die Gerinnungszeit, sondern auch die Bildung, Stabilität und Lyse von Thromben.
Inwieweit sich viskoelastische Tests auch im Rahmen der Routinediagnostik zur Erkennung von Patienten mit erhöhtem thrombembolischen Risiko eignen, prüften nun australische Forscher im Rahmen einer Metaanalyse, die 41 Studien mit insgesamt 10 818 Patienten einschloss. In 30 der Studien wurden eine TEG, in elf Studien eine ROTEM durchgeführt und nachfolgend thrombembolische Ereignisse dokumentiert. Die Thrombembolieneigung wurde in 88% der Studien anhand der maximalen Gerinnselfestigkeit (maximum clot strength) bestimmt.
Im Bezug auf die Prädiktion einer Thrombembolie hatten die Tests eine Sensitivität von 56% (95% KI 44-67) und eine Spezifität von 76% (95% KI 67-83). Die Wahrscheinlichkeit, dass nach einem positiven Testergebnis eine Thrombembolie eintrat, lag 3,6-mal so hoch wie nach einem negativen Testergebnis (OR 3,6; 95% KI 2,6-4,9).
Die Autoren bewerten die Tauglichkeit viskoelastischer Tests zur Erkennung von Patienten mit erhöhtem Thrombembolierisiko als moderat. Sie könnten als brauchbare Ergänzung zur klinischen Einschätzung des individuellen Thrombembolierisikos in Erwägung gezogen werden. TH