Chronische Herzinsuffizienz

Praxis-Depesche 6/2000

Länger überleben dank Betablockade

Nach Jahren der Stagnation brachten ACE-Hemmer wieder Bewegung in die Therapie der chronischen Herzinsuffizienz. Ein weiterer Fortschritt ist seit Mitte der 90er Jahre zu verzeichnen: Betablocker als Zusatztherapeutikum verlängern die Lebenserwartung signifikant.

In Ländern westlichen Zuschnitts ist die chronische Herzinsuffizienz die häufigste potenziell tödliche Erkrankung überhaupt. Die Prognose der Betroffenen ist weitaus schlechter als jene der Kranken mit Mamma- oder Bronchialkarzinom. Führende Ursache der chronischen kardialen Pumpschwäche ist die KHK; danach folgen essentielle Hypertonie, Klappendefekte und Kardiomyopathie. Nicht zuletzt die deutlich verbesserte Therapie des Myokardinfarkts hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen dieses bedrohliche Ereignis überleben und deshalb im höheren Alter fast zwangsläufig herzinsuffizient werden. Die Standardtherapie, die sich mittlerweile etabliert haben sollte, ist die Gabe von Diuretika, Digitalis (nicht obligat), ACE-Hemmern und/oder anderen Vasodilatanzien. Den Carvedilol-US-Studien zufolge sollten alle herzinsuffizienten Patienten, die einen Betablocker vertragen, "on top" auch einen erhalten. Die vorliegenden klinischen Untersuchungen sprechen dafür, dass Carvedilol, ein Betablocker mit zusätzlicher Vasodilatation, unter den vergleichbaren Substanzen am besten abschneidet. So belegt das US-Carvedilol-Studienprogramm z. B. eine Reduktion der Mortalität um bis zu 65%. Weil nach früherer Lehrmeinung die Betablockade bei Herzinsuffizienz als kontraindiziert galt, zögern vor allem niedergelassene Ärzte, ihre Herzinsuffizienz-Patienten ambulant auf Substanzen wie Carvedilol einzustellen. Dies ist aber ohne weiteres möglich, vorausgesetzt, man beginnt mit der täglichen Minimaldosis von 2 x 3,125 mg. Sie wird frühestens nach zwei bis vier Wochen verdoppelt. In solchen Intervallen wird die Auftitrierung fortgesetzt ("Start low, go slow!"). Das vasodilatierende Carvedilol bietet auch Vorteile gegenüber konventionellen Betablockern, z. B. für Hypertoniker mit Begleiterkrankungen. (kbf)

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