Folgenschwere Divertikulitis

Praxis-Depesche 7/2015

Leberabszess und Pylephlebitis

Fieber, Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen und Übelkeit führten einen 58-Jährigen in die Notaufnahme. Was im CT zunächst nach Kolorektalkarzinom mit Lebermetastasen aussah, erwies sich auf den zweiten Blick als ein riesiger Abszess.

Den entscheidenden Hinweis lieferte eine Leberbiopsie, die eine übelriechende eitrige Flüssigkeit zutage brachte. Diese war mit Fuso bacterium nucleatum besiedelt, einem gewöhnlichen, aber sehr virulenten Bakterium der Darmflora. Bei den in der Bildgebung ersichtlichen Läsionen handelte es sich um zahlreiche Leberabszesse mit Thromben in Pfortader und Lebervene. Den größten und ursprünglichen Abszess – gefüllt mit Pus und Faeces – fand man bei der Laparotomie zwischen Sigmakolon und Blase. Nur bei 10 bis 25% der Patienten führt eine Divertikulose durch transmurale Infektion und Entzündung zu einer Divertikulitis mit Symptomen wie Fieber und Schmerz im linken unteren Quadranten. In diesem Fall jedoch lag eine asymptomatische Divertikulitis vor, die in einer Perforation und Abszessbildung resultierte. Der Abszess hatte sich durch venöse Drainage ausgebreitet und eine Pylephlebitis ausgelöst (=Entzündung der V. portae), eine seltene und oft fatale Komplikation. Folglich sind bei einem Leberabszess neben Abnormalitäten im biliären Trakt oder der Appendix auch Divertikulitis oder Kolonkarzinom als mögliche Ursachen zu erwägen.
Empfohlen wird ein kombiniertes Vorgehen mit Breitbandantibiotika, Abszessdrainage und operativem Eingriff. Auch der beschriebene Patient wurde entsprechend behandelt. OH
Quelle:

Schattner A, Gotler J: Fever, night sweats, and abnormal liver enzymes. Lancet 2014; 384(9940): 376

ICD-Codes: K75.

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