KardiologIE, Mannheim, April 2006

Praxis-Depesche 11/2006

Leitlinien - Stammzelltherapie - Frauenherzen

Dieses Mal fand die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie auch äu ßer lich unter neuen Bedingungen statt, da von den bis 2008 andauernden Umbaumaßnahmen des Congress Center Rosengarten bereits erste Anzeichen sichtbar waren. Inhaltlich wurden viele kardiologische Themen, von „Leitlinie“ bis „Stammzelltherapie“, diskutiert.

Neue KHK-Leitlinie abrufbar

Seit April 2006 ist die Langfassung der Nationalen Versorgungsleitlinie zur chronischen koronaren Herzkrankheit (N-V-L KHK) im Internet unter www.n-v-l.de abrufbar. Dies wurde zum Anlass genommen, die Entstehung, Umsetzung und nicht zuletzt den Sinn einer weiteren Leitlinie zu diskutieren. Die N-V-L, in den letzten drei Jahren zu KHK, Asthma und COPD fertiggestellt, ermöglichen Ärzten und Patienten den Zugang zu evidenzbasiertem Wissen für die strukturierte Krankenversorgung. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, dass die Empfehlungen einfach in den klinischen Alltag Eingang finden. In der Vergangenheit stellte die Umsetzbarkeit und damit die Akzeptanz von Leitlinien ein generelles Problem dar.

Dass eine KHK-Leitlinie notwendig ist, zeigt die Tatsache, dass es in der Behandlungsqualität der Patienten eine enorme Variationsbreite gibt und etwa jeder zweite Patient nach akutem Myokardinfarkt verstirbt. Neben eindeutigen Empfehlungen zur Prävention und Basisdiagnostik werden explizit die fünf Indikationen zur invasiven Diagnostik (Herzkatheteruntersuchung) genannt. Therapeutisch finden sich in der Leitlinie detaillierte Angaben zu der Verwendung von Nitraten, Betablockern, Kalziumkanalblockern, Thrombozytenaggregationshemmern, Choleste rinsenkern, ACE-Hemmern, AT1-Antagonisten und zur Grippeimpfung. Besonders hilfreich sind Hinweise auf Kontraindikationen und fehlende Wirksamkeitsnachweise einzelner Maßnahmen.

Stammzellen nach Infarkt

Ein zukunftsweisender Forschungsbereich ist die Stammzelltherapie des infarzierten Myokards. Neben Skelettmuskulatur sind auch Blut, Knochenmark, Hoden und Embryonen Sitz von Zellen mit geeignetem Regenerationspotenzial. Diese Möglichkeiten werden von verschiedenen Arbeitsgruppen erforscht, wobei embryonale Stammzellen hierbei am meisten mit ethischen Problemen behaftet sind. Die REPAIR-AMI-Studie (Reinfusion of Enriched Progenitor Cells and Infarct Remodeling in Acute Myocardial Infarction), eine randomisiert-plazebokontrollierte Multicenterstudie, erbrachte vielversprechende Ergebnisse: Bei 204 Patienten, denen nach akutem Infarkt aus dem Knochenmark gewonnene mononukleäre Pro ge nitorzellen intrakoronar injiziert wurden, zeigte sich nach vier Monaten im Vergleich zum Plazebo eine signifikant größere Zunahme der Herzleistung (LVEF-Erhöhung 5,5 vs. 3,0%). Besonders Patienten mit großem Infarkt profitierten von der das Remodeling positiv beeinflussenden Zelltherapie. Zudem lernte man, dass der optimale Zeitpunkt zur Injektion etwa fünf Tage nach dem akuten Ereignis liegt, da vorher offensichtlich ein „zellfeindliches“ Umfeld mit erhöhter Entzündungsreaktion die Wirkung negativ beeinflusst. Obwohl es nicht primärer Endpunkt war, zeigte sich, dass auch das klinische Outcome besser war: Die gesteigerte linksventrikuläre Funktion ging mit einer Reduktion des kombinierten Endpunktes Tod, Myokardinfarkt und Rehospitalisation aufgrund von Herzinsuffizienz einher.

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