Nicht-Clostridium-difficile-Infektionen

Praxis-Depesche 11/2017

Leitlinien-Update zu akuter Diarrhoe

Das American College of Gastroenterology (ACG) hat die Leitlinien zur Behandlung immunkompetenter Erwachsener mit akuter intestinaler Infektion (nicht Clostridium-difficile- verursacht) auf den neuesten Stand gebracht.

Basierend auf neuen Daten schlägt das ACG in den neuen Leitlinien einen Therapiealgorithmus vor, der sich nach der Schwere der Erkrankung, dem Bestehen einer Dysenterie und Fieber sowie dem Vorliegen eines Fernreisehintergrunds richtet.

  • Von einer empirischen Antibiose bei einer standardmäßigen akuten (weniger als 14 Tage andauernden) diarrhoeischen Infektion oder einer nur leicht ausgeprägten Reisediarrhoe rät das ACG klar ab. Denn abgesehen von dem Erreger Clostridium difficile ist die Ursache akuter Darminfektionen fast immer viral und nur in 9% der Fälle bakteriell. Der häufigste Erreger bei den Patienten ist das Norovirus.
  • Bakterien sind dagegen oft die Verursacher diarrhoeischer Infektionen im Kontext von Fernreisen. Typische Erreger einer 14 Tage persistierenden Reisediarrhoe sind Parasiten wie Giardia, Cryptosporidium, Entamoeba hostolytica, Cyclospora und Mikrosporidien sowie Bakterien wie enteroaggregative E. coli, Shigella, Campylobacter, Salmonella und V. parahemolyticus. Bei Reisenden mit leichter bis mittelstark ausgeprägter Verlaufsform reicht es aus, Bismutsubsalicylat zu geben, um die Stuhlfrequenz etwas zu senken. Antibiotika kommen erst bei mittelstark oder stark ausgeprägter Reisediarrhoe infrage, um die Dauer der Erkrankung zu verkürzen. Dabei sollte bei einer schweren Reisediarrhoe mit Fieber das Antibiotikum Azithromycin eingesetzt werden. Azithromycin erwies sich in Studien als ebenso effektiv wie Fluoroquinolon. In weiteren Untersuchungen zeigte Rifaximin eine ebenso hohe Wirksamkeit wie Ciprofloxacin, außer bei invasiven Pathogenen wie Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter.
  • Werden Antibiotika zur Therapie einer Reisediarrhoe eingesetzt, sollte Loperamid als Begleittherapie zur Verkürzung der Krankheitsdauer gegeben werden.
  • Die prophylaktische Gabe von Antibiotika sollte nur bei geplanten Reisen außerhalb von Europa und den USA erwogen werden. Hierfür wird zunehmend Rifaximin gegenüber Fluoroquinolon bevorzugt.
  • Probiotika reduzierten in Untersuchungen die Dauer der Diarrhoe (Unterschied ca. 25 Stunden). Allerdings reichte die bisherige Evidenz für eine allgemeine Empfehlung nicht aus. Sinnvoll ist die probiotische Unterstützung der Darmflora aber bei Fällen von postantibiotisch auftretender Diarrhoe der Patienten.
  • Zur ätiologischen Bestimmung bei Patienten mit Dysenterie, mittelschwerer bis schwerer Verlaufsform oder länger als sieben Tagen andauernden Symptomen sollten zusätzlich zu den klassischen Methoden Kultur-unabhängige Verfahren zur Stuhluntersuchung eingesetzt werden, wie z. B. eine PCR. Bei einer 14 bis 30 Tage persistierenden Diarrhoe sollte die Ursache mittels Stuhlkultur und/oder Kultur-unabhängigen Tests abgeklärt werden.
  • Bei allen Patienten mit akuter Diarrhoe empfiehlt das ACG eine ausreichende orale Rehydrierung. OH
Quelle:

Acree M, Davis AM: Acute diarrheal infections in adults. JAMA 2017; 318(10): 957-8

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