Akutes Koronarsyndrom

Praxis-Depesche 11/2005

Leitlinien vereinfacht und praxistauglich gemacht

Die Leitlinien zum akuten Koronarsyndrom von American College of Cardiology und American Heart Association werden in den USA u. a. wegen ihrer Komplexität nur ungenügend umgesetzt.

US-Kardiologen haben evidenzbasiertes Wissen zum akuten Koronarsyndrom ohne ST-Hebung (Non-ST-ACS) ausgewertet. Darunter wurden instabile Angina pectoris und Infarkt ohne ST-Hebung zusammengefasst, da hier im Gegensatz zum Infarkt mit ST-Hebung meist keine komplette, sondern nur eine fast komplette oder transitorische koronare Okklusion vorliegt. Am Beginn steht die Risikostratifizierung. Für eine Koronarographie und ggf. Revaskularisierung innerhalb 48 h sprechen u. a. instabile AP trotz maximaler antiischämischer Medikation, erhöhte Troponin-Spiegel, neue (oder wahrscheinlich neue) ST-Senkungen, Herzinsuffizienz-Symptome, LVEF < 40%, hämodynamische Instabilität, anhaltende ventrikuläre Tachykardien und Z. n. PTCA (letzte sechs Monate) bzw. Bypass-OP. Für alle Non-ST-ACS-Patienten wurde eine erweiterte "ABC-Strategie" entwickelt. A: Antiplättchen-Therapie (Thrombozytenaggregationshemmung): ASS anfangs 162 bis 325 mg, später 75 bis 160 mg lebenslang, dazu Clopidogrel für zwölf Monate. Bei Hochrisikopatienten bzw. geplanter baldiger PTCA kurzfristig GPIIb/IIIa-Inhibitoren. Antikoagulation bevorzugt mit niedermolekularem Heparin. ACE-Hemmer bei Herzinsuffizienz, EF unter 40%, Hypertonie oder anderen Hochrisikofaktoren, ersatzweise AT1-Rezeptorantagonisten. B: Betablocker erhalten alle Patienten; bei der Blutdruckeinstellung sind sie mit ACE-Hemmern Mittel der ersten Wahl. C: Cholesterin (Ziel: LDL unter 70 mg/dl) mit hochdosierten Statinen senken; bei ungenügendem Ansprechen zusätzlich Ezetimib oder Gallensäure-bindende Harze. Bei HDL unter 40 mg/dl oder Triglyzeriden über 150 mg/dl (jeweils unter Statin) Gabe von Fibraten oder Niacin erwägen. Vom Rauchen (C wie cigarette) mit allen zur Verfügung stehenden Strategien entwöhnen! D: Bei Diabetikern ein HbA1c unter 7% anstreben. Langfristige Ernährungsumstellung (D wie diet) für alle Adipösen. E: Exercise (Sport), am besten in einem Rehabilitationsprogramm beginnend, vier- bis fünfmal pro Woche mehr als 30 min aerobes und Kraft-Training.

Quelle: Gluckman, TJ: A Simplified approach to the management of non-st-segment elevation acute coronary syndromes, Zeitschrift: JAMA : THE JOURNAL OF THE AMERICAN MEDICAL ASSOCIATION, Ausgabe 290 (2005), Seiten: 349-355

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