Deutsche Dermatologische Gesellschaft, Berlin, Mai 2003

Praxis-Depesche 17/2003

Licht in die Dermatologie!

"Das Schöne an unserem Fach", so Prof. Michael Landthaler, Regensburg, "ist unser enorm breites therapeutisches Spektrum: von der topischen, über die operative, die physikalische Behandlung - wir können je nach Indikation und Patient das jeweils Ideale wählen." Auf dem Dermatologenkongress konnte man sich über das Beispiel Phototherapie informieren.

Zu den attraktiven Neuentwicklungen gehört der 308-nm-Excimer-Laser: Er entfaltet eine vergleichbare biologische Wirkung wie die etablierte Schmalspektrum-Phototherapie der Wellenlänge 311 nm - bei optimaler Schonung der gesunden Areale. Zudem bietet dieser Laser relativ hohe Ausgangsleistungen, was wiederum kurze Bestrahlungszeiten ermöglicht. Bei Dermatosen, die läsional eine höhere UV-Toleranz aufweisen, wie etwa Psoriasis oder Lichen ruber, erläuterte Prof. U. Hohenleutner, Regensburg, können mit diesem Verfahren initial höhere Dosen appliziert und diese rascher gesteigert werden. Gegenüber der 311-nm-UV-Therapie kann so die Gesamt-Behandlungsdauer verkürzt und sogar die kumulative Dosis reduziert werden. Man hat damit die Möglichkeit, auch umschriebene kleine Flächen zielgenau zu therapieren. Man unterscheidet unspezifische Koagulation, selektive Photothermolyse und Vaporisation sowie Ablation durch den Laser, erklärte Landthaler. Selektive Photothermolyse bedeutet, dass diese Geräte Licht emittieren, das sehr stark in der Zielstruktur absorbiert wird. Das umgebende Gewebe kann geschont werden. Ein typisches Beispiel ist die Behandlung von Naevi flammei mit dem Blitzlampen-gepumpten gepulsten Farbstofflaser. Bei dieser Indikation muss man allerdings wissen, dass gute Ergebnisse nur in rund 70% der Fälle erzielt werden. Für die relativ häufigen kindlichen Hämangiome ist nach Dr. Christian Raulin, Karlsruhe, der gepulste Farbstofflaser nebenwirkungsärmste und gleichzeitig effektivste Methode, solange es sich um kleinere oberflächliche Neubildungen handelt. Generell ist bei diesen gutartigen Gefäßtumoren, die sich meist wenige Wochen nach der Geburt entwickeln, heute die Frühtherapie Standard; die frühere Lehrmeinung einer abwartenden Haltung gilt hier als obsolet: Schließlich können die Neoplasien extrem rasch wachsen; Entstellung oder auch Gefährdung benachbarter Organe können drohen, so Prof. D. Djawari, Heilbronn. Zwar bildet sich jedes zweite Säuglingshämangiom mehr oder weniger langsam spontan zurück und in etwa 30% gibt es zumindest eine teilweise Regression, aber ca. ein Fünftel aller Fälle persistiert. Insbesondere wenn Lippen oder Nasenregion betroffen ist, ist nicht mit einer Spontanregression zu rechnen. Ist allerdings die Wachstumsphase einmal abgeschlossen - in der Regel nach dem ersten Lebensjahr - raten die Experten von einer Intervention ab; jetzt gelte es, erst einmal die mögliche Rückbildung abzuwarten, bevor man evtl. korrigierend eingreift. Für die beschriebenen planen Säuglingshämangiome von unter 2 mm Dicke eignet sich neben dem gepulsten Farbstofflaser auch die Kontakt-Kryochirurgie. Bei gemischten kutan-subkutanen Hämangiomen findet der Nd:YAG-Laser mit einer Eindringtiefe von 8 bis 10 mm Anwendung: Um Hautschäden zu verhindern, bestrahlt man indirekt, mit Oberflächenkühlung durch Eis. Tiefer gelegene Läsionen bedürfen der interstitiellen Lasertherapie, bei der die Laserfaser über eine Sonde in das Gewebe eingeführt wird. Immer mehr Bedeutung in der Dermatologie gewinnt die topische photodynamische Therapie (PDT), bei der die chemische Vorstufe einer lichtsensibilisierenden Substanz wie 5-Aminolävulinsäure (ALA) oder ihr Methylester auf die Haut aufgetragen wird. Der eigentliche Photosensibilisator, ein Porphyrin, wird in den Zellen gebildet. Da sich der Photosensibilisator spezifisch im präkanzerösen oder Tumorgewebe anreichert, können auf diese Weise oberflächliche epitheliale Hauttumoren behandelt werden: Wird nach vier bis sechs Stunden mit bestimmten Lichtquellen bestrahlt, führt die Interaktion des Sensitizers mit Licht und Sauerstoff zur Bildung zytotoxischer Produkte; Schädigung und schließlich Untergang der Tumorzellen sind die Folge. Damit wird, entsprechend der Verteilung des Stoffs, selektiv Tumorgewebe vernichtet, während umliegende Areale nicht geschädigt werden. Experten heben die guten kosmetischen Resultate des Verfahrens hervor. Insbesondere bei disseminierten aktinischen Keratosen gilt das Verfahren bereits heute als Therapie der Wahl. Den Einsatz von ALA oder ihres Derivats kann man auch diagnostisch nutzen: Die ALA-induzierten Porphyrine, die sich im Gewebe anreichern, zeigen unter Wood-Licht eine charakteristische ziegelrote Fluoreszenz. So kann man nichtinvasiv Tumorausdehnung und Abgrenzung zum gesunden Gewebe exakt feststellen. Damit eröffnet die Methode Möglichkeiten sowohl für die Planung des therapeutischen Vorgehens als auch die Therapiekontrolle. Das Spannende an der Therapieform der PDT ist nach Landthaler, dass sie wahrscheinlich auch für entzündliche Dermatosen wie bestimmte Psoriasis-Formen eine brauchbare Option ist; auch virusinduzierte Erkrankungen zählen zu den möglichen Indikationen. Das Behandlungsprinzip könnte die Dermatotherapie generell bereichern: Erfolge wurden u. a. vom Einsatz der ALA-PDT bei Condylomata acuminata vermeldet, und in Regensburg hat man sehr gute Erfahrungen in der Behandlung der schwierigen zirkumskripten Sklerodermie gesammelt.

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