Die Wissenschaftler befragten 14 Männer und sechs Frauen mit HIV-Infektion (zwölf hetero-, sechs homo- und zwei bisexuelle Personen) im Alter zwischen 52 und 80 Jahren, was sie zur HIV-Testung veranlasst hatte. Bei allen war die Diagnose erst im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium (niedriger CD4-Zellzahl/AIDS-definierende Erkrankung) gestellt worden.
Erfahrungen mit früheren HIV/AIDS-Aufklärungskampagnen, das Wissen um die HIV-Erkrankung sowie die Arzt-Patienten-Beziehung hatten Anteil an der Testentscheidung. Viele Patienten hatten ihr Erkrankungsrisiko unterschätzt und berichteten über eine Fehlinterpretation ihrer Symptome: Sowohl sie selbst als auch ihre behandelnden Ärzte hatten die Beschwerden lange Zeit nicht mit einer HIV-Infektion in Verbindung gebracht. Weitere Hindernisse stellten das allgemeine und das sexuelle Gesundheitsverhalten (Konzentration auf andere „Alterserkrankungen“, Tabuisierung des Sexuallebens) sowie das Gefühl der Stigmatisierung durch eine HIV-Diagnose dar. Schließlich beeinflussten auch Art und Ort der HIV-Diagnostik die Testentscheidung.
Viele der Befragten gaben an, schlecht über das HIV-Infektionsrisiko, Symptome sowie Test- und Therapiemöglichkeiten informiert gewesen zu sein. Hilfreich wären aus Sicht der Autoren daher speziell auf diese Altersgruppe zugeschnittene Informationskampagnen. Zudem sollte man erwägen, HIV-Tests routinemäßig im Rahmen des hausärztlichen Check-ups anzubieten. LO