Person reibt oder hält sich die Hände. Die Finger sind verformt von rheumatoider Arthritis.

Rheumatoide Arthritis

Praxis-Depesche 4/2023

Luftschadstoffe erhöhen Erkrankungsrisiko

Raucher:innen mit genetischer Prädisposition haben ein 21-fach erhöhtes Risiko für rheumatoide Arthritis (RA) mit positivem CCP (zyklischem citrulliniertem Peptid)-Antikörper. Die Datenlage zum Einfluss verschiedener Luftschadstoffe, denen Menschen aus beruflichen Gründen ausgesetzt sind, auf das Risiko einer RA ist hingegen spärlich – vor allem vor dem Hintergrund von Tabakkonsum und genetischer Prädisposition. Diesem Wissensdefizit nahm sich nun ein schwedisches Forschungsteam an.

Die Studienkohorte bestand aus 4.033 RA-Patient:innen (2.642 mit CCP-Antikörper-positiv, 1.391 CCP- Antikörper-negativ) und 6.485 gematchten Kontrollproband:innen. Zur Einschätzung des berufsbedingten Risikos nutzten die Forscher:innen eine Matrix, die Informationen zur Prävalenz und Konzentration von 32 verschiedenen Luftschadstoffen in unterschiedlichen Berufen zur Verfügung stellte. 73 % der CCP-positiven RA- Patient:innen und 72 % der Proband:innen mit CCP-negativer RA waren an ihrem Arbeitsplatz Luftschadstoffen ausgesetzt. In der Kontrollgruppe waren es signifikant weniger (67 %).

Tabakkonsum und genetische Prädisposition sind ungünstige Kofaktoren

Die berufliche Exposition mit Luftschadstoffen führte insgesamt zu einem erhöhten Risiko für eine RA (Odds Ratio, OR 1,21; 95 %-KI 1,11–1,33), und zwar sowohl zu vermehrtem Auftreten einer CCP-positiven (OR 1,25; 95 %-KI 1,12–1,38) als auch einer CCP-negativen Erkrankung (OR 1,18; 95%-KI 1,03–1,34).

Mit steigender Menge der Schadstoffe und der Dauer der Exposition nahm das Risiko, an RA zu erkranken, zu. Patient:innen, die einem von vier Schadstoffen ausgesetzt waren und zusätzlich rauchten und einen hohen genetischen Risikoscore (GRS) hatten, trugen ein 18-fach höheres Risiko einer CCP-positiven RA (OR 18,22; 95 %-KI 11,77–28,19, siehe Abb. 1).

Säulendiagramm zeigt kombinierte Effekte von beruflicher Exposition mit vier verschiedenen Luftschadstoffen, Rauchen und hohem genetischem Risiko.
Abb. 1: Kombinierte Effekte von beruflicher Exposition mit vier verschiedenen Luftschadstoffen, Rauchen und hohem genetischem Risikoscore (GRS) auf das Risiko für rheumatoide Arthritis, sowohl vom ACPA-positiven als auch ACPA-negativen Subtyp. ACPA = Antikörper auf zyklisches citrulliniertes Peptid. Mod. nach Tang B et al., Ann Rheum Dis 2023
Vielschichtige Risikoreduktion

Die Studienergebnisse lassen also auf eine signifikante Wechselwirkung zwischen der beruflichen Exposition mit Luftschadstoffen und Tabakkonsum beziehungsweise genetischen Risikofaktoren für RA schließen. Mit dieser Arbeit unterstreichen die Autor:innen die hohe Relevanz, die Maßnahmen zur Reduktion von beruflicher Schadstoffexposition und therapeutischen Strategien zur Tabakentwöhnung zukommt – nicht nur, aber insbesondere auch bei Personen mit genetischer Prädisposition für eine RA.

Quelle: Tang B et al.: Occupational inhalable agents constitute major risk factors for rheumatoid arthritis ... Ann Rheum Dis 2023; 82(3): 316–23
ICD-Codes: M06.
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