Feinstaub und Co.

Praxis-Depesche 11/2021

Luftverschmutzung = Sterblichkeit?

Mit ELAPSE, einer gepoolten Analyse von mehreren Kohorten, wurden die Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung durch verschiedene Noxen und Sterblichkeit in mehreren europäischen Ländern analysiert.
Die Kohorten wurden aus sechs europäischen Ländern ausgewählt: Schweden (Kreis Stockholm), Dänemark (Kopenhagen, Aarhus und landesweit), Frankreich (landesweit), Niederlande (vier Städte), Deutschland (Ruhr- und Augsburger Raum) und Österreich (Region Vorarlberg). ELAPSE (Effects of Low-Level Air Pollution: A Study in Europe) erfasste 325.367 Erwachsene aus der Allgemeinbevölkerung. Sie rekrutierten sich in den 1990er oder 2000er Jahren mit detaillierten Lebensstildaten. Zur Analyse der Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Sterblichkeit wurden geschichtete Cox-proportional-Hazard-Modelle verwendet. Es wurden Landnutzungsregressionsmodelle eingesetzt, um die Luftverschmutzungskonzentrationen in Wohngebieten durch Feinstaub (PM [particulate matter] 2,5), Stickstoffdioxid, Ozon und Ruß zu charakterisieren. Unter allen Teilnehmenden, die durchschnittlich 19,5 Jahre lang nachbeobachtet wurden, wurden 47.131 Todesfälle beobachtet. Eine höhere Exposition gegenüber Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ruß war mit einem signifikant erhöhten Risiko für fast alle Endpunkte verbunden. Ein Anstieg von 5 μg/m3 in PM 2,5 bedingte eine Zunahme der natürlichen Todesfälle um 13 %; der entsprechende Wert für eine Zunahme des Stickstoffdioxids um 10 μg/m3 betrug 8,6 %. Assoziationen mit PM 2,5, Stickstoffdioxid und Ruß blieben bei niedrigen Konzentrationen signifikant. Für Teilnehmer mit Expositionen unterhalb des USStandards von 12 μg/m3 bedeutete ein Anstieg von 5 μg/m3 in PM 2,5 die Zunahme an natürlichen Todesfällen um 29,6 %. Die Autoren schlussfolgern, dass Außenluftverschmutzung selbst bei niedrigen Schadstoffwerten unterhalb der aktuellen europäischen und nordamerikanischen Standards und der WHO-Leitwerte die Sterblichkeit steigern kann. Die Ergebnisse leisten einen Beitrag zur dringend notwendigen Überarbeitung der Grenzwerte in Europa und stellen einen Zusammenhang zum Projekt „Global Burden of Disease“ her. NM
Quelle: Strak M et al.: Long term exposure to low level air pollution and mortality in eight European cohorts ... BMJ 2021; 374: n1904; doi:10.1136/bmj.n1904

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x