IBD-Therapie

Praxis-Depesche 2/2016

Lymphomrisiko unter Thiopurinen

Thiopurinen wird schon seit längerem eine Risikoerhöhung für Lymphome bei Patienten, die sie wegen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (IBD) einnehmen, nachgesagt. Jetzt wollte man es genau wissen und führte eine umfangreiche Meta analyse aller verfügbaren Daten durch – und fand, dass eine gewisse Gefahr durchaus besteht.

Von über 4300 gescreenten Publikationen erwiesen sich 18 Studien als „einschlusswürdig“. Aus den Daten berechnete man die „pooled standardized incidence ratio“ (SIR = beobachtete Anzahl an Lymphom-Fällen pro erwarteter Anzahl). Die erwartete Anzahl bestimmte man alters-, geschlechts- und geographiespezifisch.
Die Gesamt-SIR betrug 4,92. Es traten demnach knapp fünf Mal häufiger Lymphome bei Thiopurin-behandelten Patienten auf, als das für eine Vergleichspopulation zu erwarten war. Die SIR variierte dabei je nach Einzelstudie zwischen 2,80 und 9,24. Das Risiko für Patienten, die aktuell Thiopurine einnahmen, war knapp versechsfacht. Lag jedoch lediglich eine anamnestische Thiopurin-Therapie in der Vergangenheit vor, so sah man keine signifikante Risikoerhöhung (SIR=1,42). Ein signifikantes Risiko stellte sich nach einem Jahr Thiopurineinnahme ein, wobei Männer ein größeres Risiko als Frauen aufwiesen (relatives Risiko 1,98).
Zwei Gruppen zeichneten sich durch ein besonders hohes Lymphom-Risiko aus: Patienten jünger als 30 Jahre (bei Männern <30 Jahren war das Risiko insgesamt am allergrößten), und Patienten über 50.
Im Vergleich zu Daten aus Referenz-Zentren war das Lymphomrisiko von Thiopurin-behandelten IBD-Patienten in dieser Metaanalyse zwar geringer. Dennoch war es für diese Patienten signifikant erhöht. Nach dem Absetzen der Thiopurine scheint sich das Risiko aber wieder zu nivellieren. CB
Quelle:

Kotlyar DS et al.: Risk of lymphoma in patients with inflammatory bowel disease treated with azathioprine and 6-mercaptopurine: a meta-analysis. Clin Gastroenterol Hepatol 2015; 13: 847-58

ICD-Codes: T88.7

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