Männer fallen meist durch Raster

Die retrospektive Fall-Kontroll-Studie schloss Männer und Frauen mit Mammakarzinom in den Stadien 0 bis IIIB zwischen 1981 und 2009 ein (alle mit invasivem duktalen Karzinom). Die weibliche Kontrollgruppe wurde anhand des Alters bei Diagnose, des Jahres der Diagnose und des Stadiums gebildet. Behandlungsmodalität, Rezidive und Überlebensdaten wurden zur Berechnung des Gesamtüberlebens und des krankheitsfreien Überlebens herangezogen. 144 Patientendatensätze konnten ausgewertet weden (72 Männer, 72 Frauen). Das mittlere Alter bei Diagnosestellung betrug 66,5 Jahre. Alle Karzinome bei Frauen waren Östrogenrezeptor- positiv, bei Männern lag die Quote bei 82%. Behandelt wurden Männer und Frauen mit Mastektomie (n=72 vs. 38), Radiatio (n=29 vs. 44), Chemotherapie (n=23 vs. 20) und Hormontherapie (n=57 vs. 57). Das Gesamtüberleben betrug bei Männern 34 Monate weniger als bei Frauen (93 vs. 127 Monate, p=0,62), der Unterschied erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Die mediane Follow-up-Zeit lag bei 3,7 bzw. 4,6 Jahren. In der multivariaten Analyse war nur das Tumorstadium relevant. Diese Daten legen nahe, dass der Faktor „männliches Geschlecht“ allein keine schlechtere Prognose als bei weiblichen Betroffenen bedingt. Das Follow-up war mit weniger als fünf Jahren allerdings recht kurz. Voraussetzung für diese „Prognose-Emanzipation“ ist, dass Männer wie Frauen behandelt werden (im medizinischen Sinn). Männer mit einer BRCA2-Mutation tragen ein 6,8%iges Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Mammakarzinoms in sich. CB