Überraschung im histologischen Befund

Praxis-Depesche 1/2019

Madenwürmer in der Appendix

Ein 45-jähriger Mann kommt mit akuten abdominellen Schmerzen und Appetitverlust in die Notaufnahme. Die Verdachtsdiagnose „Appendizitis“ bestätigt sich nach Appendektomie und pathologischer Befundung der Appendix nicht. Die Ursache allen Übels: Parasiten!

Der Patient präsentierte sich in der körperlichen Untersuchung mit akuten, seit einem Tag bestehenden abdominellen Schmerzen im unteren rechten Quadranten mit ipsilateralem Loslass-Schmerz (kontralaterales Blumberg-Zeichen negativ), keinem Fieber oder Übelkeit. Die weitere Diagnostik lieferte darüber hinaus keine eindeutigen Hinweise. In der Blutuntersuchung konnte einzig eine Neutrophilie (82 % neutrophile Granulozyten) festgestellt werden. Die durchgeführte Abdomen-Sonographie war in Bezug auf eine Inflammation ebenfalls nicht eindeutig befundbar. Die Symptomatik des Patienten ließ trotz fehlenden Fiebers schlussendlich eine Appendizitis vermuten. Die pathologische Untersuchung der Appendix konnte die Verdachtsdiagnose jedoch nicht bestätigen. Überraschenderweise wurden Madenwürmer (Enterobius vermicularis) im Lumen der Appendix gefunden.
Diese parasitäre Infektion ist bei Kindern sehr viel häufiger als bei Erwachsenen, wenn man der einschlägigen Literatur Glauben schenken darf. Sie manifestiert sich klassischerweise durch perianalen Juckreiz (ein Symptom, über das der Patient in diesem Fall nicht berichtete). Es kann nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Madenwurm-Infektion die kausale Ursache der Symptome war oder lediglich ein zufälliger Befund. Der Patient und seine Familie wurden mit Mebendazol behandelt und waren beim Follow-up sechs Monate später asymptomatisch. SB
Quelle:

Mora-Guzmán I et al.: Appendiceal pinworms. N Engl J Med 2018; 378(13): 1232

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