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Praxis-Depesche 6/2020

Management der chronischen Pankreatitis

Die chronische Pankreatitis ist eine progressive Erkrankung, die von Fibrose und Inflammation des Organs gekennzeichnet ist. In einem Literatur-Review wurden nun alle aktuellen Erkenntnisse zum Management der chronischen Pankreatitis zusammengefasst.
Man geht heute davon aus, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren zur Pathogenese der chronischen Pankreatitis (cP) beitragen. Zu den Umweltfaktoren zählen Alkoholabusus mit mehr als fünf Drinks pro Tag und Rauchen von mehr als 35-Pack-years. Das Risiko einer cP ist mit Alkoholabusus mehr als verdreifacht, beim Rauchen mehr als vervierfacht (Odds Ratio 3,1 resp. 4,59).
Zwischen 28 und 80 % aller cP-Fälle werden als idiopathisch eingestuft. Bis zu 50 % dieser Patienten weisen eine Mutation im Trypsin-Inhibotor-Gen (SPINK1) oder dem CFTR-Gen (Zusammenhang mit zystischer Fibrose) auf. Etwa 80 % aller betroffenen Patienten leiden unter akuten oder chronischen Schmerzen im oberen Abdomen. 30 bis 48 % entwickeln im Verlauf einen Diabetes mellitus oder eine exokrine Insuffizienz. Die Diagnose basiert auf pankreatischen Verkalkungen, duktaler Dilatation und einer Organatrophie im CT und/oder MRT. Bei Patienten mit einem hohen Verdachtsmoment auf cP kann ein Endosono weiterhelfen. Ein hoher Verdacht sollte zum Beispiel bei rezidivierenden akuten Pankreatitiden bestehen, auch wenn die Bildgebung (noch) unauffällig oder uneindeutig ist. Therapeutisch ist es zunächst einmal wichtig, das „schädliche“ Verhalten des Patienten in Bezug auf Alkohol und Rauchen zu beenden. Zudem wird eine ausgewogene Ernährung empfohlen. Des Weiteren kommt der Analgesie mit NSAR oder schwach wirksamen Opioiden wie Tramadol ein hoher Stellenwert zu. Bei bis zu 50 % der Patienten können Pankreasenzyme und Antioxidanzien die Symptome bessern (z. B. eine Kombination aus Multivitaminen, Selen und Methionin). Kommt es zu einer Pankreasgang- Obstruktion durch Steine oder Strikturen, ist eine ERCP angezeigt (ggf. auch eine Lithotrypsie). Im Rahmen der ERCP kann eine Ballondilatation des Ganges sinnvoll sein, oder auch eine Papilleninzision oder Steinbergung. Kommt man mit der ERCP allein nicht zum Ziel, kann auch eine chirurgische drainierende Intervention wie eine Pankreatikojejunostomie mit oder ohne Pankreaskopfresektion notwendig werden. Dieser Eingriff kann bei Patienten, bei denen eine ERCP nicht ausreichend „analgetisch“ wirkt, zu einer Schmerzkontrolle beitragen.
Das mediane Überleben bei cP wird mit 15 bis 20 Jahren nach Diagnose angegeben. In einer anderen Studie betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit 35 Jahre nach Symptombeginn 83 %. Das kumulierte Risiko eines Pankreaskarzinoms beträgt bei cP nach zehn Jahren 1,8 % und nach 20 Jahren 4 %. Nur bei PRSS1- Mutation wird ein Screening auf Pankreas- Ca empfohlen. CB
ICD-Codes: K86.

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