Hypertonus

Praxis-Depesche 10/2022

Medikamentöse Einstellung lohnt in jedem Alter

Jeder dritte Mensch in den USA hat einen erhöhten Blutdruck, meist ohne es zu wissen. Die Zahlen in Deutschland sind nach Angaben der Hochdruckliga (DHL) ähnlich hoch. Ob Blutdrucksenker zum Einsatz kommen, hängt gemäß den europäischen Leitlinien, im Gegensatz zu den USA, auch vom Alter der Patient:innen ab. Nach aktuellen Daten scheint eine medikamentöse Therapie aber in jedem Alter sinnvoll.
Eine Metaanalyse zeigt, dass die medikamentöse Therapie eines erhöhten systolischen Blutdrucks unabhängig vom initialen Blutdruck und vom Alter der Patient:innen das Risiko für Herzerkrankungen, Herzinfarkt, Apoplex und Tod reduziert. Insgesamt flossen Daten aus 50 randomisierten, kontrollierten Studien mit 358.707 Patient:innen (Alter 21 bis 105 Jahre) in die Analyse ein. Der Blutdruck der Teilnehmer:innen variierte zwischen 120/70 und 170/110 mmHg.
Durch eine medikamentöse blutdrucksenkende Therapie konnte pro Senkung um 5 mmHg das Erkrankungsrisiko um 18 % bei Menschen unter 55 Jahren, um 9 % in der Altersgruppe zwischen 55 und 85 Jahren und um 1 % bei über 85-Jährigen reduziert werden, selbst wenn der Blutdruck nicht erhöht war. Aus Sicht der Autoren sollten daher alle Patient:innen mit einem Blutdruck > 120/70 mmHg unabhängig vom Alter eine medikamentöse Therapie erhalten, wenn diese gut vertragen wird. Volkswirtschaftliche Aspekte und die Lebensqualität wurden in der Studie nicht berücksichtigt. GL
Quelle: Saul H et al.: People of all ages benefit from drugs to lower blood pressure. BMJ 2022; 378: o1375

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