Polypharmazie bei älteren Patienten
Mehr Absetzen wagen – Mortalität senken
Viele ältere Patienten nehmen täglich mehrere Medikamente ein. Dies kann die Kognition beeinträchtigen, zu Stürzen führen, die Morbidität erhöhen, und so die Mortalität in dieser Patientengruppe vergrößern. In einem Review wurde nun untersucht, inwieweit sich „Deprescribing“ (vulgo: Absetzen) auf die betroffenen Patienten auswirkt.
Kommentar
Mithilfe des sog. PIM-Konzepts (PIM = potenziell inadäquate Medikation) wird nach einem Ansatz gesucht, um bestimmte Medikamente in der Therapie älterer Menschen erst gar nicht einzusetzen. In der PIM-Liste sind Wirkstoffe verzeichnet, die älteren Patienten nicht verschrieben werden sollten, auch wenn Kontraindikationen nicht direkt vorliegen. Diesen Prozess der Optimierung der Pharmakotherapie durch das Absetzen von PIM wird als „Deprescribing“ bezeichnet, was wohl am besten durch „Streichen“ oder „Absetzen“ unnötiger oder sogar schädlicher Medikamente zum Wohle des Patienten verstanden werden kann. Hierdurch soll es gelingen, Lebensqualität und Lebenserwartung zu steigern, sowie die Effektivität der Medikation zu verbessern. Im Gegensatz zum Begriff Deprescribing ist auch in Deutschland dieses Konzept nicht neu. So findet man es beispielsweise in der vor zwei Jahren veröffentlichten „Hausärztlichen Leitlinie Multimedikation“ in Ansätzen.Redaktion Praxis-Depesche
Page A et al.: The feasibility and effect of deprescribing in older adults on mortality and health: a systematic review and meta-analysis. Br J Clin Pharmacol 2016, 82: 583-623