AED gegen Herztod

Praxis-Depesche 12/2016

Mehr Defis, mehr Überlebende

Man sieht sie mittlerweile immer häufiger an öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden: AED (automatische externe Defibrillatoren), gedacht zur Reanimation durch Laien. Ob diese „Defi-Schwemme“ das Überleben von Patienten mit akutem Kammerflimmern überhaupt verbessert, untersuchte man in Japan.

Die Anzahl öffentlicher AED stieg in Japan zwischen 2005 und 2013 von ca. 10 000 auf über 400 000 (geschätzt von den Studienautoren anhand von Verkaufszahlen der Geräte). Aus einem landesweiten Register extrahierte man die Daten von Patienten, die innerhalb dieser Jahre einen von Laien beobachteten (vermutlichen) Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses erlitten und bei denen eine Reanimation versucht wurde. Das primäre Outcome war „Überleben mit guter neurologischer Funktion nach einem Monat“ (cerebral performance category 1 bis 2 auf einer Skala von 1 bis 5 [5=Tod oder Hirntod]).
Man fand 43 762 Fälle, von denen 10,3% mit einem AED reanimiert wurden. Während des Untersuchungszeitraums nahmen die Fälle von „First-responder-Defibrillationen“ im öffentlichen Raum von 1,1% in 2005 auf 16,5% in 2013 zu (p<0,001 für die Entwicklung). Der Anteil an Patienten mit einem positiven Outcome im Sinne der Studie war mit AED signifikant höher als ohne (38,5% vs. 18,2%). Die Anzahl von Patienten, deren Leben vermutlich nur aufgrund des AED gerettet werden konnte, lag 2005 bei 6 und 2013 bei 201 (ebenfalls ein signifikanter Unterschied).
Allerdings weisen die Autoren auch darauf hin, dass die absoluten Zahlen sehr klein sind: Von insgesamt 1 Mio. Herzstillständen während der Studiendauer gab es nur 835 Patienten, die wegen eines von Laien bedienten AED mit guter neurologischer Funktion überlebten. Ein Grund hierfür: Nur einer von vier Patienten mit „Herzstillstand“ hatte tatsächlich Kammerflimmern, und bei allen anderen Rhythmusstörungen ergibt eine Defibrillation in der Regel keinen Sinn, und die Geräte lösen keinen Stromfluss aus. CB
Quelle:

Kitamura T et al.: Public-access defibrillation and out-of-hospital cardiac arrest in Japan. N Engl J Med 2016; 375: 1649-59

ICD-Codes: I46.1

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