29 neurologisch gesunde Rechtshänder nahmen an einer chinesischen EEG-Studie teil. Die Daten von 26 Teilnehmern konnten ausgewertet werden. Um eine glückliche oder taurige Stimmung auszulösen, wurden 20 Musikstücke des Chinese Affective Music System (CAMS) ausgewählt. Die Hälfte der Melodien induzierte eine glückliche, die andere Hälfte eine traurige Stimmung. Als visueller Stimulus dienten je 60 Bilder mit Händen, Unterarmen oder Füßen von Personen in schmerzhaften oder schmerzfreien Situationen.
Den Probanden wurden zehn Minuten lang die zehn positiven bzw. traurigen Musikstücke vorgespielt. Danach wurden ihnen die Bilder präsentiert. Vor und nach der Abspielen der Musikstücke mussten die Teilnehmer ihr empfundenes Glücksgefühl bzw. Traurigkeit anhand einer Neun-Punkte-Skala (1 = sehr unglücklich bis 9 = extrem glücklich) bewerten.
Um zu analysieren, wie die Teilnehmer die Musik verarbeiteten, wurde zudem ihre EEG-Aktivität bestimmt. Dabei zeigte sich eine signifikante Interaktion von Stimmung und Bildern. Die durch die Musik induzierte Stimmung beeinflusste die frühe automatische Komponente N1, P2 und N2, jedoch nicht die später kontrollierten Komponenten P3 und LPP. Diese Komponenten stellen Teile von ereigniskorrelierten Potenzialen im EEG dar (EKP), wobei die Amplituden der Komponenten Verarbeitungsprozesse in den spezifischen primären sensorischen Projektionsarealen im Gehirn reflektieren. Signifikante Unterschiede im EEG beim Betrachten der Bilder von schmerzhaften bzw. schmerzfreien Situationen waren nur bei trauriger Stimmung feststellbar.
Dies deutet darauf hin, dass die Fähigkeit der Teilnehmer, schmerzhafte von schmerzfreien Stimuli zu unterscheiden, in glücklicher Stimmung im Vergleich zur traurigen Stimmung abgeschwächt wurde. Jedoch weisen die Autoren darauf hin, dass die beobachtete verringerte Sensitivität für die von anderen Menschen erlittenen Schmerzen nicht das soziale Verhalten beeinträchtigt. GS