Chronische Lebererkrankungen

Praxis-Depesche 10/2022

Milzdurchmesser verrät Komplikationsrisiko

Forschende der Medizinischen Universität Wien haben herausgefunden, wie sich anhand eines Milz-MRT das Komplikationsrisiko bei chronischen Lebererkrankungen vorhersagen lässt. Alles, was man für die Risikostratifizierung braucht, ist die Milzgröße und ein einfach zu ermittelnder Score-Wert, nämlich der Functional Liver Imaging Score (FLIS)
Praxisfazit
Bei niedrigem FLIS (0 bis 3) oder hohem FLIS (4 bis 6) und gleichzeitig Milzdurchmesser > 13 cm besteht ein erhöhtes Risiko für Leber-assoziierte Komplikationen. Ein niedriger FLIS spricht außerdem für ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.
Der neu entwickelte FLIS könnte in Kombination mit der Milzgröße bisherige invasive Verfahren zur Abschätzung von Schweregrad und Sterblichkeitsrisiko im Kontext chronischer Lebererkrankungen ergänzen oder sogar ablösen. Der hohe Nutzwert des neuen Risiko-Scores bestätigte sich im Rahmen einer Studie an einer Patientenkohorte der Leberzirrhose-Ambulanz des Universitätsklinikums AKH Wien.
 
Milzgröße als Risikomarker
Der FLIS wird mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) unter Verwendung eines leberspezifischen Kontrastmittels erhoben und gibt das Risiko auf einer Skala von 0 bis 6 Punkten an. Im Rahmen der Studie trugen Patient: innen mit fortgeschrittener Lebererkrankung und einem niedrigen FLIS (0 bis 3 Punkte) oder einem hohen FLIS (4 bis 6 Punkte) zusammen mit einer großen Milz (> 13 cm Durchmesser) im Vergleich zu Teilnehmer:innen mit hohem FLIS und kleiner Milz (≤ 13 cm) ein 3,2- fach erhöhtes Risiko für Leber-assoziierte Komplikationen. Zudem war ein niedriger FLIS unabhängig von der Milzgröße verglichen mit hohem FLIS bei kleiner Milz mit einem 8,5-fach erhöhten Sterberisiko verbunden.
Die Risikoeinschätzung per FLIS und Milzgröße fußt auf der Tatsache, dass es im Zuge einer chronischen Lebererkrankung häufig zu einem Pfortaderhochdruck kommt. Dieser treibt das Auftreten von Komplikationen voran und führt zu einer Vergrößerung der Milz. Dabei gilt: Je schwerwiegender die Lebererkrankung, desto ausgeprägter der Pfortaderhochdruck und desto größer auch die Milz. Wie die Autor:innen betonen, können das fMRT mit leberspezifischem Kontrastmittel und die Milzgrößenmessung bereits jetzt in der klinischen Praxis angewendet werden. OB
Quelle:

Pressemitteilung: Medizinische Universität Wien, 19.5.22

Bastati N et al.: Gadoxetic acid-enhanced MRI-derived Functional Liver Imaging Score (FLIS) and spleen diameter predict outcomes in ACLD. J Hepatol 2022; 77(4): 1005-13

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