Wirklich wirksam?

Praxis-Depesche 3/2016

Mit Apps gegen Schlafapnoe

Mittels mHealth (z. B. Smartphone-Apps) kann man Patientenverhalten ändern und zu einer besseren Therapie beitragen – so zumindest die Hoffnung. Nun wurde untersucht, ob das bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) funktioniert. Tut es, fanden spanische Autoren heraus. Aber an der Uni Mannheim ging man noch einen Schritt weiter und ersetzte die herkömmliche Beatmungstherapie gleich komplett durch ein Smartphone.

Für OSA-Patienten ist die kontinuierliche Beatmung mit positiven Drücken über eine Atemmaske (CPAP) eine Standardtherapie. Allerdings ist der Komfort beim nächtlichen Maskentragen nicht immer optimal, weshalb die Compliance der Patienten oft schlecht ist. Mittels der App „APPnea“ versuchte man an der Uni in Barcelona, die Compliance von OSA-Patienten mit einer einfachen App zu verbessern. „APPnea“ (nur auf Spanisch im Google Play Store) schickt dem Anwender eine tägliche Erinnerung, drei einfache Fragen zur OSA-Therapie zu beantworten (CPAP-Verwendung, körperliche Aktivität und Ernährung). Zudem können Patienten Empfehlungen zur CPAP-Therapie abrufen. Zu den individuellen Erfolgen gibt die App (auch grafisch) Feedback.
60 Patienten mit OSA und CPAP-Therapie testeten die App sechs Wochen lang. 63% füllten mindestens 66% der täglichen Fragebögen aus. Die CPAP-Compliance war insgesamt hoch (im Durchschnitt 5,3 Stunden Anwendung pro Nacht). Patienten, die erstmals mit CPAP therapiert wurden und die App regelmäßig benutzen (n=38), kamen auf signifikant mehr CPAP-Stunden pro Nacht als nicht regelmäßige App-Anwender (5,6 vs. 4,3 Std., p=0,008). 85% der Patienten fanden „APPnea“ hilfreich und 82% würden die App gerne weiter verwenden. Dennoch, eine derartige Reminder-Funktionalität gilt als eher banal.
In einer Studie an 20 Patienten mit Rückenlage- bezogener OSA testete man in Mannheim zwei Apps zur Verhinderung der nächtlichen Rückenlage (Haas D et al., Poster 96, DGSM-Kongress 2015). Das Smartphone (mit der App „SomnoPose“ oder „Apnea Sleep Position Trainer“) wurde mittels Brustgurt nächtens am Patienten fixiert. Durch Vibration bei detektierter Rückenlage sollte diese dann verhindert werden. Nach vier Wochen sowie sechs Monaten wurden die Patienten evaluiert.
Die Smartphones mit Apps wurden einer Zwischenauswertung zufolge gut toleriert, konnten Rückenlagen tatsächlich verhindern und besserten die Tagesmüdigkeitssymptomatik sowie die Ergebnisse der schlafmedizinischen Untersuchung. Allerdings verwendete ein signifikanter Anteil von 65% der Patienten das Smartphone nach sechs Monaten gar nicht mehr. Ohne eine ärztliche Begleitung scheint eine solche Intervention demnach nicht nachhaltig zu wirken. CB
Quelle:

Isetta V et al.: A new mhealth application to support treatment of sleep apnoea patients. J Telemed Telecare 2015; epub Dec 15; pii: 1357633X15621848

ICD-Codes: G47.3

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