Multiresistente Keime unter dem Rastermikroskop

Neue Wirkstoffe bei Antibiotikaresistenz

Praxis-Depesche 7-8/2022

Mit mRNA gegen multiresistente Keime

Die größte Gefahr für die globale Gesundheit wird in Zukunft von therapieresistenten Erregern ausgehen, so titelte die WHO noch zu Beginn der Corona-Pandemie. Nach wie vor stellen antibiotikaresistente Bakterien eine große Gefahr dar, weshalb in vielen Krankhäusern in Deutschland bereits routinemäßig jeder neuaufgenommene Patient mittels Schnelltest getestet wird.

Ein vielversprechender Ansatz nicht nur für im Zusammenhang mit Impfungen, sondern auch zur Bekämpfung dieser multiresistenten Keime könnten mRNA-basierte Wirkstoffe sein. Mit der sogenannten Antisense-Technik werden die mRNA Bausteine passend zu mRNAs essenzieller Genabschnitte des Bakteriums entworfen und hemmen dadurch das bakterielle Wachstum.
 
Kleinste Basenpaar-Schnipsel hemmen Bakterienwachstum
Ein Würzburger Forscherteam und Kolleg:innen haben genauer untersucht, wie diese mRNA-Wirkstoffe in Bakterien arbeiten und wie diese beschaffen sein müssen. In dieser Arbeit wurden sogenannte Antisense-Peptidnukleinsäuren (PNAs), die auf mRNAs essenzieller bakterieller Gene abzielen, eingesetzt und systematisch auf ihre Wirkweise und mögliche Nebeneffekte untersucht. Ein wichtiger Schritt ist die spezifische Blockierung der Ziel-mRNA. Die Forschenden verwendeten hierfür kleinste Basenpaar-Schnipsel, die sich spezifisch anlagerten und das Wachstum der Bakterien hemmten. Die Herausforderung bestehe nun darin, diese Schnipsel in das Bakterium einzuschleusen, ohne eine Stressantwort des Bakteriums auszulösen. Die Autor:innen arbeiten an einer Lösung, die Basenpaar-Schnipsel so klein wie möglich zu gestalten, aber dennoch eine spezifische Bindung sicherzustellen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich mRNA-basierte Wirkstoffe zur Bekämpfung von in diesem Fall uropathogenen Bakterienstämmen vom Typ Escherichia coli grundsätzlich eignen. Weitergehende Forschung, um mRNA-basierte Wirkstoffe in die Klinik zu überführen, sei dringend notwendig, damit die moderne Medizin für multiresistente Erreger gewappnet sei, betonte Forschungsleiter Prof. Jörg Vogel. DM
Quelle:

Popella L et al., Comprehensive analysis of PNA-based antisense antibiotics targeting various essential genes in uropathogenic Escherichia coli, Nucleic Acids Research, 2022. https://doi.org/10.1093/nar/gkac362

Pressemeldung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vom 17.06.2022 08:26

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