Herzinsuffizienz

Praxis-Depesche 3/2018

Mit NT-proBNP die Therapie steuern?

Die Dosierung der Medikation bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist oft nicht optimal. Da die Spiegel natriuretischer Peptide, wie des NT-proBNP, mit dem Schweregrad des Leidens korrelieren, bietet es sich an, einen solchen Marker zur Optimierung der Medikation heranzuziehen.

Kommentar

Eine Besonderheit der Studie war, dass in der Kontrollgruppe die Medikation möglichst sorgfältig gemäß den Leitlinien gestaltet wurde. Wenn dies geschieht, braucht man offenbar keine Steuerung mithilfe von NT-proBNP. Im ärztlichen Alltag folgt die Behandlung von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz aber oft nicht den Leitlinien. Ein Patentrezept, um dies zu ändern, fehlt.

Fonarow GC: Biomarker-guided vs guideline-directed titration of medical therapy for heart failure. Ebd. 707-708
Diese These war schon in mehreren Studien getestet worden. Sie waren aber klein und brachten inkonsistente Ergebnisse. „Im Lichte der Ungewissheit“ haben derzeitige Leitlinien auf eine Empfehlung einer solchen Strategie verzichtet. US-Kardiologen konzipierten daher ein Trial, das Gewissheit über den Nutzen der Therapiesteuerung mit NT-proBNP bringen sollte. Die beteiligten Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion aus 45 Kliniken wurden auf eine Therapie randomisiert, bei der ein NT-proBNP von weniger als 1000 pg/ml angestrebt wurde (n=446), oder aber auf konventionelle Therapie ohne derartige Steuerung (n=448). In beiden Patientengruppen wurde eine leitliniengerechte Behandlung durchgeführt, die auf die neurohormonale Fehlsteuerung des Herzens zielte.
Die Studie wurde nach einem Follow-up von median 15 Monaten vorzeitig gestoppt, als sich ein Fehlschlag des Konzeptes abzeichnete. Das primäre Beurteilungskriterium (Zeit bis zur ers ten Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz oder kardiovaskuläre Mortalität) war zu diesem Zeitpunkt bei je 164 Patienten in beiden Gruppen registriert worden. Die kardiovaskuläre Mortalität lag bei 12% versus 13%. Weder bei den verschiedenen sekundären Kriterien noch bei den Rückgängen der Spiegel von NT-proBNP fand man signifikante Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven.
Die Ergebnisse decken sich nicht mit den Erkenntnissen anderer Autoren. So fand eine Metaanalyse mit 2431 Patienten eine signifikante Überlegenheit der BNP-Steuerung. Es gibt einige Auffälligkeiten in der vorliegenden Studie, die mit ihrem Fehlschlag zusammenhängen könnten. WE
Quelle:

Felker GM et al.: Effect of natriuretic peptide-guided therapy on hospitalization or cardiovascular mortality in high-risk patients with heart failure and reduced ejection fraction. A randomized clinical trial. JAMA 2017; 318: 713-20

ICD-Codes: I50.9

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