Macht Mozart Mut?

Praxis-Depesche 11-12/2018

Mit Symphonie zur Kolposkopie

Häufig hört man die Forderung, dass auch negative Studienergebnisse veröffentlicht werden sollten. Im Falle einer Untersuchung aus Bochum kamen die Autoren dieser Forderung nun nach – und publizierten ein wirklich bedauernswertes Ergebnis.

In der gynäkologischen Abteilung der Ruhr-Universität Bochum spielte man 103 Patientinnen während einer Kolposkopie Musik von Mozart vor; 102 Patientinnen der Kontrollgruppe wurden in einem unbeschallten Untersuchungszimmer kolposkopiert. Für alle Untersuchten war es die erste Kolposkopie ihres Lebens. Ob die Musik Einfluss auf die Ängstlichkeit der Frauen hatte, maß man mittels Fragebögen und der Herzfrequenz.
In der Musik-Gruppe reduzierte sich die Angst um 9,4 Punkte, in der Kontrollgruppe um -9,0, was keinen statistisch signikanten Unterschied darstellte. Die Herzfrequenz war ebenfalls vergleichbar (-16,3 vs. -15,4). Die Musik blieb auch ohne Effekt auf den Schmerz 10 min. nach der Untersuchung, generelles Unwohlsein, die Ängstlichkeit während der Untersuchung und die Gesamtzufriedenheit. Abgespielt wurde übrigens die Symphonie Nr. 40 (KV 550), und diese Wahl trafen die Autoren nicht aus dem Bauch (oder besser Ohr) heraus: In einer früheren Studie konnte gezeigt werden, dass dieses Opus sehr wohl zur Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz führen kann, jedoch musste die Kontrollgruppe hier ABBA hören (Trappe HJ, Voit G, Dtsch Arztebl Int 2016). Leider nicht untersucht wurde, ob die Musik wenigstens einen positiven Einfluss auf den Untersucher hatte, wenn schon die Patientinnen von ihr unbeeindruckt blieben. CB
Quelle:

Hilal Z et al.: Mozart for reducing patient anxiety during ... Obstet Gynecol 2018; 132: 1047-55

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