Die Mittelmeerdiät ist geeignet, um kardiovaskulären Erkrankungen vorzubeugen. Daran lässt die vorhandene Studienlage keine Zweifel. Denn nicht der Verzehr einzelner Lebensmittel bringt den Vorteil, sondern die Umstellung der gesamten Ernährungsgewohnheiten. Die Prinzipien der Mittelmeerdiät zu befolgen, wird deshalb auch von Fachgesellschaften empfohlen, u. a. von der American Heart Association (AHA).
Eine Kohortenstudie amerikanischer Autoren konnte die protektiven Effekte für
Herz und Kreislauf erneut bestätigen und auch die dafür zugrunde liegenden Mechanismen herausarbeiten.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten Daten von 25.994 Frauen mit einem mittleren
Alter von 54,7 Jahren im Rahmen der Women´s Health Study aus. Zu Beobachtungsbeginn waren die Frauen gesund, die Nachbeobachtungszeit betrug bis zu zwölf Jahre. 40 Biomarker wurden erhoben, um Assoziationen zur
Ernährung herstellen zu können. Zu den erhobenen Werten gehörten u. a. Lipidspiegel, die Spiegel der Lipoproteine, Apolipoproteine
sowie Entzündungsmarker, Werte, um den Glucosestoffwechsel und mögliche Insulinresistenzen einzuschätzen, aber auch verzweigtkettige Aminosäuren (BCAA: Branched-Chain Amino Acids).
Je mehr, desto besser
Die Autoren ordneten die Frauen in drei Kategorien ein. Je mehr Elemente einer mediterranen Diät Teil der täglichen
Ernährung waren, desto höher fiel der MD-Score (Mediterrane-Diät-Anteil) aus. Der MD-Score wurde anhand der verzehrten Mengen von Gemüse, Früchten, Nüssen, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Fisch gemessen; außerdem daran, welches Verhältnis von einfach gesättigten zu gesättigten Fettsäuren bestand und welche Mengen von verarbeitetem und rotem Fleisch verzehrt wurden.
Einem niedrigeren Wert von 0–3 wurden 10.140 Frauen (39 %) zugeordnet, 9.416 Frauen einem mittleren MD-Score von 4–5 (36,2 %), und 6.438 Frauen erreichten einen Wert von 6–9 (24,8 %).
Die Ernährungsgewohnheiten wurden mit Fragebögen erfasst, was allerdings auch eine Einschränkung der Studie ausmachte, da nicht ausgeschlossen werden konnte, ob die Teilnehmerinnen korrekte Angaben machten. Von den 25.994 Frauen erlitten im Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren 1.030 (3,95 %) eine kardiovaskuläre Erkrankung (681 koronare Ereignisse und 339 Schlaganfälle). Davon betroffen waren 4,2 % (428) der Frauen, die sich weniger an die Mittelmeerdiät hielten. Von den Frauen mit mittlerem und hohem MD-Score waren jeweils 3,8 % von kardiovaskulären Ereignissen betroffen. Eine
Ernährung mit mehr Mittelmeerdiät-Elementen war im Allgemeinen mit günstigeren Risikoprofilen und Biomarkern verbunden. Nur das Gesamtcholesterin bildete eine Ausnahme, dieses war bei höherem MD-Score signifikant höher als bei den niedrigeren MD-Scores.
Vermittelnde Effekte
Es konnte eindeutig festgestellt werden, was für den protektiven Effekt verantwortlich ist. Die Mittelmeerdiät bewirkte eine Verbesserung der Entzündungsmarker, des Glucosestoffwechsels und der Insulinresistenz sowie eine Gewichtsabnahme bzw. Verringerung von
Adipositas und entfaltete so die kardioprotektive Wirkung. Diese Veränderungen vermitteln die stärksten Effekte, angeführt von der antiinflammatorischen Wirkung, aber sie sind noch lange nicht alles, was die Ernährungsumstellung an messbaren Veränderungen bewirkt. Auch eine Blutdrucksenkung und eine Verbesserung der Lipidspiegel wirken sich auf das kardiovaskuläre Risiko aus. Welchen prozentualen Anteil an der prophylaktischen Wirkung welche Veränderung durch die Mittelmeerdiät hat, wurde ebenfalls versucht zu berechnen.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine
Ernährung nach den Prinzipien der Mittelmeerdiät das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse auch langfristig um ca. ein Viertel senkt. Die Studienergebnisse untermauern die Vermutung, dass dieser Effekt am stärksten von der anitiinflammatorischen Wirkung der
Ernährung ausgeht. Alle Mechanismen der prophylaktischen Wirkung durch die Mittelmeerdiät sind aber noch nicht bekannt und werden auch zukünftig weiter Gegenstand der Forschung bleiben.