Die beeindruckenden Fortschritte der modernen Kardiologie tragen, indem sie die Sterblichkeit bei Krankheiten des Kreislaufsystems kontinuierlich senken, maßgeblich zur Verlängerung unserer Lebenserwartung bei – mehr als jede andere medizinische Disziplin. Das stellte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung, Prof. Georg Ertl, Würzburg, fest. Die Erkenntnisse in der Kardiologie haben innerhalb der letzten 30 Jahre zu einer Reduktion der Sterblichkeit um 70% geführt.
E-Zigarette – doch nicht schädlich für Herz und Gefäße?
Mit den gesundheitlichen Auswirkungen der in Mode gekommenen „elektronischen Zigarette“ beschäftigte sich eine griechische Arbeitsgruppe um Dr. Konstantinos Farsalinos vom Onassis Cardiac Surgery Center in Kallithea. Wie eine Studie mit 20 Personen, die konventionelle Zigaretten rauchen, und 22 Personen, die die E-Zigarette (Nikotingehalt von 11 mg/ml) verwendeten, zeigte, weist die E- gegenüber der konventionellen Zigarette einen deutlichen Vorteil auf: Es wird nur Flüssigkeit verdampft, jedoch nichts verbrannt. Dies sollte zu geringeren gesundheitlichen Schäden führen.
Und dies hat sich auch bestätigt: Farsalinos et al. fanden nur bei den Rauchern herkömmlicher Zigaretten subklinische Beeinträchtigungen der diastolischen Herzfunktion. Systolischer und diastolischer Blutdruck stiegen um 8 bzw. 6%, die Pulsfrequenz um 10%. Konsumenten der E-Zigaretten wiesen lediglich eine Erhöhungdes diastolischen Drucks um 4% auf. Farsalinos ist sogar der Ansicht, dass die E-Zigarette den Raucher beim Entzug unterstützen kann, da sie das Verlangen nach Nikotin stillt sowie die für den Raucher wichtigen Begleitfaktoren „Inhalieren“ und „Ausatmen“ erfüllt.
Neue Leitlinien zum Vorhofflimmern
DIe ESC hat für die Therapie von Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) die Leitlinien aktualisiert, die Prof. John Camm, London, präsentierte. Empfohlen wird, fast alle VHF-Patienten – Ausnahme bilden Patienten mit einem geringen Risiko aufgrund des Alters (< 65 Jahre) oder eines idiopathischen VHF ohne Herzerkrankung (lone artrial fibrillation) bzw. bei Kontraindikationen – zur Prophylaxe von Thromboembolien und Schlaganfall antithrombotisch zu behandeln.
Das Schlaganfallrisiko wird mit dem CHA2DS2-VAS-Score bestimmt. Bei einem Score von $ 2 muss eine Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder einem neuen oralen Antikoagulans (NOAK; Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban) durchgeführt werden. Dabei präferieren die Leitlinien erstmals die NOAK, da diese im Vergleich zu den VKA besser wirken, sicherer sind und einfacher in der Anwendung sind. Nur noch eine untergeordnete Rolle spielt in der Prophylaxe bei VHF-Patienten dagegen die Plättchenaggregationshemmung (ASS, Clopidpgrel).
Neu ist auch die Aufnahme des interventionellen Verschlusses des Vorhofohrs mit dem Okkluder-System in die Leitlinien. Die neue Empfehlung basiert auf einem Experten-Konsens. Diese Alternative zur medikamentösen Therapie mit Gerinnungshemmern – siehe oben – dient der Schlaganfall-Prophylaxe.
Aktualisiert wurden auch die Empfehlungen zur antiarrhythmischen Therapie bei VHF. Hier wurde erstmals das Antiarrhythmikum Vernakalant positiv erwähnt. Neu bewertet wurde auch Dronedaron. Zwar wird seine im Vergleich zu Amiodaron schwächere Wirkung betont, jedoch wird die Substanz weiter zur antiarrhythmischen Rezidivprophylaxe bei Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern empfohlen.
STEMI: Mortalität gesunken, Frauen erkranken früher
Die Ergebnisse der FAST-MI-Studie (French Registry of Acute ST-Elevation and Non-ST-Elevation Myocardial Infarction) präsentierte Prof. Nicolas Danchin, Paris. DIe gute Nachricht: Das relative Mortalitätsrisiko nach akutem ST-Strecken-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI) sank nach dieser Erhebung seit 1995 signifikant um 68%. Verantwortlich dafür dürften vor allem therapeutische Verbesserungen, z. B. frühe Revaskularisation durch primäre Koronarintervention, und der vermehrte Einsatz von ACE-Hemmern, Statinen und Plättchenaggregationshemmern sein.
Doch leider gibt es auch eine schlechte Nachricht: Immer mehr Frauen im Alter unter 60 Jahren erleiden einen STEMI. So erhöhte sich dieser Anteil im Laufe der Studie von 11,8 auf 25,5%. Die Rate der Frauen mit STEMI, die noch nicht 50 Jahre alt waren, stieg von 3,7 auf 11,1%. Als Ursache hierfür sieht Danchin vor allem die große Zahl junger Raucherinnen. Auch starkes Übergewicht ist – allerdings deutlich geringer – an dieser negativen Entwicklung beteiligt. Wie Danchin betonte, muss die Prävention in Zukunft auf dieser Patientengruppe deutlich stärker zielen als bisher. GS