Phäochromozytom

Praxis-Depesche 3/2020

Molekulare Einsichten führen zu Therapie

Phäochromozytome und Paragangliome sind neuroendokrine Tumoren mit unterschiedlicher Dignität. Sie sezernieren Katecholamine, und diese können Hochdruckkrisen provozieren. Wenn sie metastasieren, sind sie schwer angreifbar.
Wenn solche chromaffine Tumoren Metastasen setzen, versucht man mit Chemotherapie die Prognose der Patienten zu verbessern. Die meisten Tumoren sprechen darauf aber nur vorübergehend an und die Lebenserwartung wird nicht verlängert.
Bei Unterformen dieser Tumoren liegen Mutationen des SDHB-Gens vor, das für die Succinat-Dehydrogenase-Untereinheit B codiert. Das Überleben der Krebszellen hängt von der Detoxifizierung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) ab. Wenn man den entsprechenden Stoffwechselweg lahmlegt, könnte man die Zellen zum Absterben bringen.
Nun wurde mit Hilfe von Zellkulturen und Mäusen, die chromaffine Transplantate trugen, der Effekt dieser Strategie untersucht. Tumorzellen mit Mangel an SDHB weisen erhöhte Werte von ROS auf. Sie benötigen deshalb eine gesteigerte Glutathion- Synthese. Zu dieser Synthese ist ein Faktor namens NRF2 nötig. Eine Blockade von NRF2 bewirkte in Zellen mit defektem SDHB-Gen eine Störung der ROS-Homöostase und dadurch oxidative DNA-Schäden. Bei Mäusen mit solchen chromaffinen Tumoren erzielte man mit Brusatol, einem potenten Hemmer von NRF2, eine Suppression von Metastasen und eine Verlängerung des Überlebens.
Die Autoren sehen hier einen Ansatz im Sinne einer „synthetischen Letalität“. Die Krebszellen vernichten sich dabei selbst durch zu viel produzierte und nicht neutralisierte Radikale. Die Erprobung am Menschen steht allerdings noch aus. WE
Quelle: Liu Y et al.: Targeting NRF2-governed glutathione synthesis for SDHB-mutated pheochromocytoma and paraganglioma. Cancers 2020; 12(2): pii: E280

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