Faktoren, die zu der Entstehung neuropathischer Schmerzen im Kontext einer diabetischen Polyneuropathie beitragen können, sind eine erhöhte Aktivierung der peripheren Nozizeptoren, eine zentrale nozizeptive Sensibilisierung oder eine unzureichende Schmerzkontrolle. Schmerzen, die von den Gelenken, Knochen oder Muskeln ausgehen, werden dabei schnell übersehen, sind aber für die Behandlung relevant, wie eine Versuchsreihe einer deutschen Arbeitsgruppe zeigt. Die Forscher: innen untersuchten konsekutiv 69 Patient:innen (25 davon Frauen, Durchschnittsalter 66 Jahre) mit Typ-2-Diabetes- assoziierter schmerzhafter oder nicht schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie (pDN bzw. npDN).
Bei etwa 22 % der pDN-Gruppe, aber keinem der npDN-Gruppe wurde eine myofasziale Schmerzkomponente festgestellt. Kennzeichnend für myofasziale Schmerzen sind aktive myofasziale Triggerpunkte (MTrPs), die bei direkter Palpation spontan oder bei physischer Belastung zu lokalen oder ausstrahlenden Schmerzempfindungen führen. Bei den untersuchten Teilnehmer:innen lagen die aktiven MTrPs anterior oder posterior in der Unterschenkelmuskulatur und in den Plantarmuskeln. In acht der insgesamt neun Fälle waren die MTrPs bilateral und in sieben Fällen spiegelbildlich verteilt.
Die pDN-Patient:innen, die diese myofasziale Schmerzkomponente aufwiesen, hatten im Gegensatz zu den übrigen pDN-Patient:innen eine höhere mittlere und maximale Schmerzintensität, eine schlechtere Schmerztoleranz und Schmerzkontrolle, höhere HADSScores (HADS = Hospital Anxiety and Depression Scale) und schwerere Neuropathie- bedingte Einschränkungen.
Die Autoren raten, alle Patient:innen mit schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie routinemäßig auf das Vorliegen myofaszialer Schmerzen zu screenen, da diese leicht zu diagnostizieren sind und individuell therapiert werden sollten. OB