In Deutschland erleiden jährlich rund 280.000 Menschen einen Myokardinfarkt, etwa 50.000 sterben an den Folgen. Viele Ursachen sind bekannt und gut erforscht. Auch weiß man, dass Menschen nach einem bereits erlittenen kardiovaskulären Ereignis besonders gefährdet für weitere Infarkte sind.
Professor Ulf Landmesser, Charité-Universitätsmedizin Berlin, hat mit Kollegen und Kolleginnen vom Department of Cardiovascular Medicine der Cleveland Clinic (Ohio, USA) sowie Professor Matthias Endres und Kollegen der Klinik für Neurologie der Charité und von der Medizinischen Hochschule Hannover in zwei Studien mit insgesamt über 600 Patienten und Patientinnen, die kürzlich einen Schlaganfall erlitten hatten, einen bisher weniger bekannten Risikofaktor untersucht: das intestinale Mikrobiom.
Dabei nahmen sie vor allem ein Stoffwechselprodukt der Darmbakterien ins Visier, das Trimethylaminoxid. Sie fanden heraus, dass die Teilnehmer mit einer hohen Trimethylaminoxid-Konzentration im Blut ein doppelt bis fünffach so hohes Risiko für einen Herzinfarkt bzw. Schlaganfall hatten als diejenigen mit einer niedrigen Konzentration des Metaboliten. Das Trimethylaminoxid regt offenbar die Endothelzellen an, proinflammatorische Faktoren zu bilden. Die Entzündung wiederum begünstigt die Arteriosklerose. Das Infarktrisiko könnte also über eine Änderung der Darmflora verringert werden. Eine klinische Humanstudie soll folgen.