Gicht und kardiovaskuläres Risiko

Praxis-Depesche

Nach Gichtanfall vermehrt Infarkte

Eine Gicht geht nachweislich mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse einher. Wie Forschende aus England nun herausfanden, kommt es im Rahmen eines Gichtanfalls zu regelrechten Risikospitzen.
Die Forscher:innen untersuchten Registerdaten von Personen, bei denen in den Jahren 1997 bis 2020 eine Gicht neu diagnostiziert worden war. Bei 10.475 der insgesamt 62.574 Gichterkrankten trat im weiteren Verlauf ein kardiovaskuläres Ereignis (Schlaganfall oder Herzinfarkt) auf. Für die Analyse wurden die von einem kardiovaskulären Ereignis Betroffenen mit denen ohne ein solches Ereignis gematcht, adjustiert für potenzielle Kovariaten wie Alter, Geschlecht, BMI, Komorbidität, Nikotin- und Alkoholkonsum, Cholesterinspiegel und relevante Medikamente.
 
Ereignisrate kurz nach dem Anfall am höchsten
Die Studie zeigte, dass Personen mit kardiovaskulärem Ereignis im Vergleich zu den anderen eine fast doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für einen Gichtanfall innerhalb der vergangenen 60 Tage hatten (Odds Ratio, OR 1,93; 95 %-KI 1,57 - 2,38). Auch im Zeitraum 61 bis 120 Tage vor dem Ereignis war die Gichtanfalls- Häufigkeit signifikant erhöht (OR 1,57; 95 %-KI, 1,26 - 1,96).
Bei den 1.421 Personen, für die sowohl ein Gichtanfall als auch ein kardiovaskuläres Ereignis dokumentiert war, lag die errechnete Zahl kardiovaskulärer Ereignisse pro 1.000 Personenjahre in den Tagen 0 bis 60 bei 2,49 (95 %-KI 2,16 - 2,82), in den Tagen 61 bis 120 bei 2,16 (95 %-KI 1,85 - 2,47) und in den Tagen 121 bis 180 bei 1,70 (95 %-KI 1,42 - 1,98). In den Zeiträumen 150 Tage vor und 181 bis 540 Tage nach dem Gichtanfall betrug die Ereignisrate 1,32 (95 %-KI 1,23 - 1,41). In Bezug auf diese kumulierten Zeiträume vor und lange nach dem Gichtanfall lag das adjustierte Inzidenzratenverhältnis (Incidence Rate Ratio, IRR) im Zeitraum 0 bis 60 Tage bei 1,89 (95 %-KI 1,54 - 2,30), im Zeitraum 61 bis 120 Tage bei 1,64 (95 %-KI 1,45 - 1,86) und im Zeitraum 121 bis 180 Tage bei 1,29 (95 %-KI 1,02 - 1,64).
Gichtanfälle scheinen also einen Zeitraum nach sich zu ziehen, in dem das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt besonders hoch ist. Allerdings ist die Aussagekraft der Studie durch einige Faktoren eingeschränkt. U. a. konnten nur Gichtanfälle berücksichtigt werden, deretwegen die Betroffenen sich in ärztliche Behandlung begeben hatten. Auch die Schwere des Gichtanfalls war aus den verfügbaren Daten nicht verlässlich ableitbar und konnte somit nicht in der Analyse berücksichtigt werden. TH
Quelle: Cipolletta E et al.: Association between gout flare and subsequent cardiovascular events among patients with gout. JAMA 2022; 328(5): 440-50
ICD-Codes: M10.9

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