Signal-Transduktions-Inhibitor Imatinib

Praxis-Depesche 24/2002

Neue Hoffnung bei hämatologischen Neoplasien

Anders als die Zytostatika setzen die Signal-Transduktions-Inhibitoren (STI) gezielt an molekularen Informationswegen an. Der erste Vertreter dieser neuen Substanzklasse, Imatinib, richtet sich direkt gegen das bei CML, ALL, AML und gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) auftretende onkogene Protein, eine Tyrosinkinase.

In multizentrischen Phase-II-Studien wurden hohe hämatologische (95%) und zytogenetische (60%) Remissionsraten bei CML-Patienten (Non-Responder auf Interferon alfa) in der chronischen Phase der Erkrankung erreicht. Der primäre Einsatz von Imatinib bei neu diagnostizierten CML-Patienten führte in 83% der Fälle zur zytogenetischen Remission (davon 68% komplett). Damit übertrifft Imatinib alle anderen bisher eingesetzten Therapien. Primäre Resistenzen auf Imatinib wurden vor allem bei Patienten in der Blastenkrise beobachtet, sekundäre Resistenzen gab es abhängig von der Höhe der Resterkrankung und der Therapiedauer in allen Krankheitsphasen. Die Häufigkeitsverteilung ist noch völlig unklar; Resistenzen sind aber vor allem ein Problem der fortgeschrittenen Erkrankung. Dosiserhöhung und eine Kombination mit synergistisch wirkenden Medikamenten sind Ansätze zur Prophylaxe und Überwindung der sekundären Resistenz. Auch bei der rezidivierenden oder refraktären (Ph+)/BCR/ABL-positiven ALL wurde die klinische Aktivität von Imatinib in Multicenterstudien geprüft. Innerhalb von vier Wochen kam es bei 60% der Patienten zu einer hämatologischen Response (komplette Remissionen in 19%). Bei Patienten mit hohen und schnell steigenden Leukozytenzahlen waren innerhalb von acht bis 14 Tagen die zirkulierenden Blasten eradiziert. Jedoch kam es wegen einer raschen Resistenzentwicklung nach median 2,2 Monaten zur Progression der Leukämie. Deswegen ist es obligat, noch während der Imatinib-induzierten Remission eine allogene Stammzellentransplantation anzustreben. (GS)

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