Autologe Chondrozyten gezüchtet

Praxis-Depesche 10/2014

Neue Nase aus dem Reagenzglas

Tumorresektionen im Gesicht können für Patienten entstellende Folgen haben. Daher ist plastische Rekonstruktion wichtig. Dafür wurde nun im Labor gezüchteter Knorpel vorgestellt.

Die von den Autoren verwendete Technik wurde zum ersten Mal beim Menschen in einer kleinen Fallserie berichtet. Fünf Patienten hatten sich der Resektion eines Plattenepithelkarzinoms oder Basalioms der Nase unterziehen müssen. Der entstandene Defekt war so groß, dass er rekonstruiert werden musste. Standardmäßig werden Knorpeltransplantate aus Ohr, Rippe oder Nasenseptum entnommen. In den hier beschriebenen Fällen biopsierte man das Septum nasi der Patienten und züchtete die so gewonnenen Chondrozyten im Labor vier Wochen lang an. Aus der 6 mm großen Biopsie wuchsen so autologe Knorpeltransplantate von 25 x 25 x 2 mm Größe heran. Danach wurden die Knorpelplättchen intraoperativ angepasst und in den Defekt eingenäht. Die kutane Deckung erfolgte mittels paramedianem Stirnlappen oder nasolabialem Lappen. Nach sechs Monaten wurde eine Biopsie des Knorpeltransplantates entnommen: Die Kontrollbiopsie zeigte fibromuskuläres, fetthaltiges Gewebe, wie es für Nasenflügel typisch ist. Die Hautsensibilität und die mechanische Stabilität waren klinisch zufriedenstellend. Auch die respiratorische Funktion bewerteten die Patienten als adäquat. Es gab keinerlei Nebenwirkungen. Nach einem Jahr waren alle Patienten mit dem ästhetischen und funktionellen Ergebnis zufrieden. Die autologe Knorpelzellzüchtung zur Rekonstruktion von Vollhautdefekten der Nasenflügel stellt eine praktikable Alternative zur Knorpelgewebeentnahme „alio loco“ dar und sollte auch für andere Gesichtsrekonstruktionen erprobt werden. CB

Quelle:

Fulco I et al.: Engineered autologous cartilage tissue for nasal reconstruction after tumor resection: an observational first-in-human-study. Lancet 2014; 384: 337-346

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x