Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Praxis-Depesche 20/2005

Neue vielversprechende Anti-TNF-Therapie

Aktuelle Erkenntnisse zur genetischen Disposition der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und zur Pathogenese liefern neue Ansatzpunkte für die Behandlung. Ein Beispiel ist die Anti-TNF-Therapie.

In der Pathophysiologie des Morbus Crohn scheint die Sekretion proinflammatorischer Botenstoffe, vor allem von TNF-alpha, eine Schlüsselrolle zu spielen, so Prof. Stefan Schreiber, Kiel. Mittlerweile hat sich die spezifische Hemmung von TNF-alpha mit Hilfe eines intravenös verabreichten Antikörpers etabliert. Der momentan zur Verfügung stehende TNF-alpha-Inhibitor ist ein in der Maus hergestellter Antikörper gegen menschliches TNF-alpha, in den gentechnisch ein menschlicher Fc-Teil eingebracht wird. Die Immunisierung der Patienten, die zu Wirkverlust und Nebenwirkungen führen kann, stellt hier ein Problem dar. Jetzt gibt es die Folgesubstanz Certolizumab-Pegol, ein humanisiertes Antikörper-Fragment, das TNF-alpha zielgerichtet und effektiv inhibiert und bei dem aufgrund des speziellen Designs auf den Fc-Teil des Antikörpers verzichtet werden konnte. Das Antikörper-Fragment besteht damit nur aus dem TNF-alpha-bindenden Fab-Fragment, dessen Halbwertszeit durch Pegylierung verlängert wurde. Die Substanz behält die hohe Wirksamkeit gegen TNF-alpha, ohne Komplement zu binden. Eine Antikörper-vermittelte Zytotoxizität tritt nicht auf. Die Daten einer zwölfwöchigen plazebokontrollierten Phase-II-Studie bei Patienten mit Morbus Crohn in der Akutphase weisen auf eine Wirkäquivalenz von subkutan verabreichtem Certolizumab-Pegol gegenüber seinem Vorgänger hin. In zwei Phase-III-Studien erfüllte der TNF-alpha-Inhibitor alle Erwartungen. Die Zulassungsunterlagen zur Therapie des Morbus Crohn sollen demnächst bei den Zulassungsbehörden in Europa und den USA eingereicht werden. (GS)

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