Mikrobielle Krebstherapie

Praxis-Depesche 4/2018

Neuer Anlauf für ein altes Therapieprinzip

Die Idee, Krebszellen mithilfe von Viren oder Bakterien abzutöten, hatten die Ägypter schon vor 4000 Jahren. Seither ist sie immer wieder in der Forschung aufgegriffen worden, bis andere innovative Krebstherapien ihr wieder die Schau stahlen und das Interesse immer wieder abebbte. Nun flammt es aber wieder auf.

Vor über 100 Jahren stellten Forscher erstmals fest, dass manche bakterielle Toxine eine tumorreduzierende Wirkung haben. Das Interesse um die mikrobielle Krebstherapie verblasste jedoch wieder als rund 50 Jahre später nachgewiesen wurde, dass einige Pathogene eine onkogene Wirkung besitzen. Die Stimmung schlug erneut ins Positive, als man vor einigen Jahren Pathogene mit onkolytischer Wirkung entdeckte. Indem die Pathogene die Krebszellen durch Pathogen-spezifische Immunmechanismen austricksen, verbessern sie die Immunsituation im Tumor-befallenen Gewebe. Vor rund zwei Jahren schließlich wurde der erste onkolytische Virus in den USA zur Krebstherapie zugelassen. Das große Potenzial der mikrobiellen Krebstherapie hat auch das National Cancer Institute (NCI) erkannt und seine Bemühungen verstärkt, das Interesse von Wissenschaft und Industrie für dieses spannendeThema zu wecken.
Mittlerweile weiss man, dass die Wirkung einer Infekion auf das Krebsgewebe von zahlreichen Faktoren abhängt. Eine große Rolle spielt beispielsweise, ob die Infektion vor oder nach in Erscheinungtreten des Primärtumors erfolgt, und ob Metastasen vorliegen. Relevant sind außerdem die Lokalisation von Infektion und Tumorgewebe, die genetische Ähnlichkeit und die Dynamik der Pathogen-spezifischen Immunreaktion. Das alles zu entschlüsseln, ist eine komplexe Aufgabe. Aber sie ist machbar, wie die erfolgte Zulassung beweist. OH
Quelle:

Zloza A: Viruses, bacteria, and parasites – oh my! a resurgence ... J Immunother Cancer 2018; 6(1): 3

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