Die DSPN zeichnet sich durch Empfindungs- und Bewegungsstörungen sowie Schmerzen aus, die zumeist in den unteren Extremitäten beginnen und deren Symptomatik im Laufe der Zeit zunimmt. Bei Menschen mit Diabetes kann die Erkrankung zum diabetischen Fußsyndrom bis hin zur Amputation führen; sie ist außerdem mit einer erhöhten kardiovaskulären sowie Gesamtmortalität assoziiert.
Während Luftschadstoffe und Lärm bereits in mehreren Studien als Auslöser von Entzündungen, oxidativem Stress und vaskulären Schäden und damit als Risikofaktoren für T2D, kardiovaskuläre und neurodegenerative Erkrankungen identifiziert wurden, wurden Umweltfaktoren in der Forschungsarbeit zur DSPN bislang weitgehend vernachlässigt.
Ungeahnte Folgen
Den Ergebnissen der in Süddeutschland durchgeführten KORAF4/FF4-Studie zufolge kann die dauerhafte Belastung mit Schadstoffen aus der Umwelt das Risiko für die Entstehung einer DSPN erhöhen.
Untersucht wurde der Einfluss einer niedrigen Umgebungstemperatur, eines geringen Grünanteils, einer hohen Lärmbelastung durch Straßenverkehr sowie einer hohen Luftverschmutzung am Wohnort der 423 Teilnehmer:innen ohne DSPN (Altersspektrum 62–81 Jahre) auf deren neuronale Gesundheit.
Menschen mit Adipositas sind für Risikoerhöhung durch Umweltschadstoffe besonders anfällig
Unabhängig vom Diabetesstatus steht auch die Adipositas als Risikofaktor für die Entstehung einer DSPN unter Verdacht. Dies konnte in der KORA-Studie bestätigt werden: Insgesamt 188 Teilnehmer:innen entwickelten im Laufe der 6,5-jährigen Nachbeobachtung eine DSPN. Diese Patient:innen waren durch höheres Alter, einen höheren BMI und Taillenumfang sowie einen höheren Anteil kardiovaskulärer Erkrankungen gekennzeichnet als Menschen, die keine DSPN entwickelten.
Luftverschmutzung und Feinstaub sind enorm gefährdend
Unter den analysierten Umweltfaktoren zeigten Luftverschmutzung und besonders ultrafeine Partikel die stärkste Assoziation mit der Entwicklung einer DSPN. Da Umweltrisikofaktoren jedoch nicht getrennt wirken, sondern gegenseitige Abhängigkeiten aufweisen, sollten sie auch gemeinsam betrachtet werden.
Die Analyse ergab ein um insgesamt 1,4-fach erhöhtes DSPN-Risiko, wenn alle vier oben genannten Umweltexpositionen zutrafen – unabhängig davon, ob die Menschen adipös waren oder nicht. Übergewichtige Personen schienen jedoch anfälliger für die meisten Expositionen zu sein, was in dieser Patientengruppe in einer Erhöhung des DSPN-Risikos um das Zweifache resultierte.