Kongress des American College of Cardiology (ACC), März 2020

Praxis-Depesche 9/2020

Neuer Wirkstoff gegen hohes Cholesterin

Auf dem virtuellen Kongress des ACC haben Forscher und Forscherinnen auch dieses Jahr wieder eine umfangreiche Mischung medizinischer Neuerungen vorgestellt: Von einer „ Impfung“ gegen hohes Cholesterin bis zur Musiktherapie bei Herzinfarktpatienten.
Die „Cholesterin-Impfung“
Der Cholesterinsenker Inclisiran ähnelt in seiner Verabreichungsform fast einem Impfstoff: Die Substanz muss nur alle sechs Monate subkutan injiziert werden, um den LDL-Cholesterinspiegel um mehr als die Hälfte zu senken. Das sind die Ergebnisse des Forschungsprojekts ORION, das die cholesterinsenkende Wirkung von Inclisiran in drei Phase-IIIStudien untersuchte.
Eine Analyse der gepoolten Daten präsentierte Dr. Scott Wright von der USamerikanischen Mayo-Klinik, Rochester. Eingeschlossen waren Patienten mit atherosklerotischen Gefäßerkrankungen und/oder entsprechenden Risikofaktoren sowie solche mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie. Drei von vier Studienteilnehmern erhielten Inclisiran additiv zu einer maximal verträglichen Statin-Therapie. Wie es sich bereits in den Einzelstudien abgezeichnet hatte, erreichte man in der kombinierten Auswertung eine stabile Senkung des LDL-Cholesterins durch die halbjährliche Injektion von Inclisiran: 510 Tage nach Therapiebeginn hatte sich der LDL-Spiegel um 55 % im Vergleich zu Placebo reduziert. In der Zeitmittelung für die Phase zwischen Tag 90 und 540 zeigte sich eine Senkung um 52 %. Im Hinblick auf unerwünschte Ereignisse gab es keine relevanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Ob sich der cholesterinsenkende Effekt von Inclisiran auf die Mortalität und Morbidität auswirkt, wird in der noch laufenden Studie ORION- 4-Studie untersucht.
 
Neue COAPT-Substudie
In der 2018 publizierten Studie COAPT hatte die interventionelle Transkatheter- Mitralklappenreparatur mit dem MitraClip- System die Hospitalisierungs- und Sterberate von herzinsuffizienten Patienten mit sekundärer Mitralinsuffizienz im Vergleich zur Standardtherapie reduziert. Auch die Herzinsuffizienz- Symptomatik und die Lebensqualität wurden stärker verbessert.
Laut einer neuen Analyse der COAPTStudie, die unter Leitung von Dr. Suzanne Arnold vom Saint Luke’s Mid America Heart Institute in Kansas City durchgeführt wurde, haben Patienten, deren subjektiver Gesundheitsstatus sich schon innerhalb der ersten vier Wochen verbessert, eine langfristig bessere Prognose als diejenigen, bei denen die Beschwerden weniger rasch abnehmen. Die Beurteilung des Gesundheitsstatus war dabei über den Fragebogen Kansas City Cardiomyopathy (KCCQ) erfolgt. Die Zunahme des KCCQ-Scores um zehn Punkte war mit einem 14 % niedrigeren Risiko für Tod und Klinikeinweisungen assoziiert. In der MitraClip-Gruppe war dies etwa doppelt so oft der Fall als in der Kontrollgruppe. Arnold zufolge könnte die Bestimmung des KCCQ-Scores in Zukunft dabei helfen, besonders gefährdete Patienten zu identifizieren.
 
Musik als Medizin
In einer randomisiert-kontrollierten Studie zeigten Forscher, dass 30 Minuten Musikhören pro Tag Angstzustände und Schmerzen sowie nachfolgende Herzprobleme bei Herzinfarktpatienten verbessert. Für die Untersuchung rekrutierten sie 350 Patienten, die nach einem Infarkt weiterhin an Angina pectoris litten. Während die eine Hälfte der Patienten ausschließlich die medikamentöse Standardbehandlung erhielt, sollte die andere Hälfte zusätzlich 30 Minuten Musik pro Tag hören.
Nach sieben Jahren zeigte sich, dass die Patienten mit Musiktherapie um ein Drittel weniger Angstgefühle und ein Viertel weniger Angina-pectoris-Symptome hatten als die Kontrollgruppe. Auch die Raten für Herzerkrankungen waren in der Musikgruppe deutlich verringert: Um 18 % für Herzinsuffizienz, um 23 % für einen weiteren Herzinfarkt, um 20 % für koronare Bypass-Operationen und um 16 % für plötzlichen Herztod. In weiteren Analysen wollen die Wissenschaftler prüfen, ob sich die Musiktherapie für bestimmte Subgruppen besonders eignet. RG
ICD-Codes: E78.1

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