Neue Leitlinie

Praxis-Depesche 9-10/2020

Neurologische Manifestationen bei COVID-19

Viele Patienten entwickeln mit COVID-19 auch neurologische Symptome und Komplikationen. Die neue S1-Leitlinie gibt hierfür Handlungsempfehlungen.
Unter COVID-19 kommt es zu einem vermehrten Auftreten von neurologischen Manifestationen wie Hirnnervenaffektionen, Enzephalopathien und Enzephalitiden, ischämischen Schlaganfällen und intrazerebralen Blutungen sowie neuromuskulären Erkrankungen. Da die Präsentationen und Verläufe oft sehr heterogen sind, ist es von großer Bedeutung, dass COVID-19-Patienten auch neurologisch mitbetreut werden. Die neue S1-Leitlinie zu den „Neurologischen Manifestationen bei COVID-19“ gibt Handlungsempfehlungen für die Versorgung von Patienten mit SARS-CoV-2- Infektion hinsichtlich neurologischer Manifestationen, von Patienten mit neurologischer Erkrankung mit und ohne SARSCoV- 2-Infektion und für den Schutz des versorgenden Personals.
Die Kernaussagen (Auszug):
Ansomie (Riechstörung): Bei SARS-CoV-2 treten Riechstörungen häufig auf, kommen insbesondere bei leichten Velaufsformen vor und sind bei Frauen häufiger vorzufinden. Darüber hinaus geht eine Ansomie überwiegend nicht mit Symptomen einer Rhinitis einher. Ein plötzlicher Riechverlust bei Patienten ohne nasale Obstruktion sollten unmittelbar Anlass zur Selbstisolation und zur Testung auf SARS-CoV-2 geben.
Enzephalopathien kommen bei COVID-19, gerade bei schweren Verläufen, recht häufig vor. Die Präsentationen und Verläufe sind sehr heterogen. Als mögliche Pathomechanismen nennen die Leitlinienautoren Hypoxie, Sepsis, schwere systemische Inflammation, Nierenversagen und Zytokinsturm.
Meningoenzephalitis: Bei neu aufgetretenen zentralneurologischen Symptomen, insbesondere bei Bewusstseinsstörungen, akut einsetzenden kognitiven Defiziten sowie bei epileptischen Anfällen, ist eine weiterführende Diagnostik mit zerebraler Bildgebung (MRT), EEG-Untersuchung und Liquordiagnostik notwendig. Wobei ein negativer MRT- und/oder Liquorbefund die Verdachtsdiagnose nicht ausschließt.
Schlaganfälle: Ischämische Schlaganfälle und seltener auch intrazerebrale Blutungen kommen bei Patienten mit COVID-19-Erkrankung vor und sind mit einem schwereren Verlauf der Erkrankung assoziiert.
Epilepsie: Während einer SARS-CoV-2-Infektion kann eine Epilepsie akut symptomatisch oder als Rezidiv einer bestehenden Epilepsie auftreten. Neben Anamnese und ggf. Fremdanamnese und klinischer Untersuchung sollte eine akute zerebrale Bildgebung (möglichst MRT) erfolgen. Bei unklarer Bewusstseinsstörung wird ein EEG empfohlen, um epilepsietypische Aktivität nachzuweisen und zu lokalisieren und um einen nonkonvulsiven Status epilepticus nachzuweisen bzw. auszuschließen. DM
ICD-Codes: U07.1

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