82. Jahrestagung der DGK

Praxis-Depesche 4/2016

Nutzlose Kälte – Raucher-Paradoxon – Broken Heart und Onkologie

Zum 82. Mal fand in diesem Jahr mit ca. 8500 Teilnehmern die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie unter der Leitung von Prof. Andreas Michael Zeiher statt. Das diesjährige Tagungsthema lautete „Herz-Kreislauf-Medizin – High-Tech-Medizin“.

Alles andere als „cool“ waren die Ergebnisse der Leipziger Pilotstudie „SHOCK COOL“, in der untersucht wurde, ob Patienten im kardiogenen Schock von einer Absenkung der Körperkerntemperatur auf 33 Grad profitieren. Ausschlag für die Durchführung der Studie gab die Beobachtung, dass eine therapeutische Absenkung der Körperkerntemperatur (Hypothermie) auf 33 bis 36 Grad bei vielen Schockformen günstige Effekte auf den Verlauf und die Prognose aufwies. Allerdings wurden in diese früheren Untersuchungen kaum Patienten mit kardiogenem Schock eingeschlossen. Experi mentelle Untersuchungen unterstützen das Konzept jedoch auch beim kardiogenen Schock.
Um zu prüfen, ob auch solche Patienten profitieren, führte Dr. Georg Fürnau, Lübeck, die Pilotstudie „SHOCK COOL“ durch: In die prospektive, randomisierte, monozentrische Studie wurden 40 intubierte und beatmete Patienten im kardiogenen Schock eingeschlossen. Die Hälfte von ihnen erhielt ein konventionelles Schockmanagement, bei den übrigen 20 Patienten wurde die Körperkerntemperatur zusätzlich auf 33 Grad abgesenkt. Primärer Studienendpunkt war der „Cardiac Power Index“ nach 24 Stunden, bei dem das Herzzeitvolumen entsprechend der Nachlast erfasst wird. Der „Cardiac Power Index“ ist ein wesentlicher Parameter für die Prognose von Patienten mit kardiogenem Schock.

Das Ergebnis überraschte die Untersucher: Bei keinem der untersuchten Endpunkte gab es einen Unterschied zwischen den beiden Gruppen. „Zumindest scheint die Hypothermie den Patienten nicht zu schaden“, so der ernüchternde Kommentar des Studienleiters.

Raucher-Paradoxon gilt auch nach kardiogenem Schock

Schon länger ist bekannt, dass die Sterblichkeitsrate von Rauchern nach einem Herzinfarkt niedriger ist als bei Nichtrauchern, was als „Raucherparadoxon“ beschrieben wird. Eine aktuelle Untersuchung prüfte jetzt, ob dies auch der Fall ist, wenn sich im Rahmen des Herzinfarkts ein kardiogener Schock entwickelt. In der Studie wurden Daten aus der IABP-SHOCK-II-Studie aus mehreren deutschen Zentren ausgewertet, in der der Nutzen intraaortaler Ballonpumpen bei 600 Patienten mit Herzinfarkt und kardiogenem Schock geprüft wurde. 34% der 772 analysierten Patienten waren Raucher. In einer Datenauswertung ohne Berücksichtigung der Risikofaktoren (univariate Analyse) hatten Raucher eine niedrigere Sterberate nach zwölf Monaten als Nichtraucher. Wurden jedoch auch die Risikofaktoren berücksichtigt, gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Nach Ansicht von Studienautor Dr. Mohammed Saad, Lübeck, beruht der beobachtete Überlebensvorteil darauf, dass Raucher im Schnitt ihre Infarkte zehn Jahre früher entwickeln als Nichtraucher und der Überlebensvorteil auf dem jüngeren Alter beruht.

 

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