Thromboseprophylaxe

Praxis-Depesche 1-2/2020

Nutzt Vorbeugung bei erblicher Vorbelastung?

Daten der multizentrischen SPATA-Studie wurden verwendet, um die Inzidenz venöser Thromboembolien (VTE) bei Patienten mit vererbten Thrombozytenerkrankungen (IPD; inherited platelet disorder) zu untersuchen sowie die Anwendung und Sicherheit einer Thromboseprophylaxe zu analysieren.
Analysiert wurden 210 chirurgische Eingriffe (IPFD, Inherited Platelet Function Disorders, n = 110; IPND, platelet number disorders, n = 100), die an 133 Patienten mit diagnostizierter IPD durchgeführt worden waren. Anhand des Caprini Scores wurden von diesen Patienten 31 % mit einem hohen, 28,6 % mit intermediärem, 25,2 % mit niedrigem und 15,2 % mit einem sehr niedrigen Risiko für das Auftreten von Thromboembolien eingestuft.
Als effektiv erwies sich die vorwiegend genutzte mechanische Thromboseprophylaxe (in 55,1 % der Fälle; Thromboseprophylaxe- Strümpfe n = 26; intermittierende pneumatische Kompression n = 1), da bei keinem der Patienten, bei denen diese zum Einsatz kam, eine Thrombose auftrat, selbst nicht bei Patienten mit erhöhtem Thromboembolierisiko. Der Einsatz von niedermolekularem Heparin (LMWH, Low-molecular-weight heparin) erfolgte bei 10,5 % der Fälle und beeinflusste nicht die Inzidenz antihämorrhagischer blutungsstillender Interventionen. Bei den zwei Patienten (9,5 %) der Hochrisikogruppe für VTE (58 %), bei der die Eingriffe ohne Thromboseprophylaxe erfolgten, jedoch mit prophylaktischer Blutplättchentransfusion und im Verlauf notwendiger Bluttransfusion, handelte es sich einerseits um eine Patientin mit einer Glanzmann-Thrombasthenie, bei welcher ein Beinvenenkatheder eingesetzt wurde, andererseits um eine Patientin mit Bernard-Soulier-Syndrom mit einer Mitralklappenoperation. Somit kam es bei zwei Patientinnen (beide mit IPFD) bei einem zudem mit hohem Risiko behaftetem Eingriff (von insgesamt n = 35) zu einer VTE, während bei den risikoärmeren Operationen (n = 175) keine VTE’s zu verzeichnen waren.
Die Autoren schlussfolgerten, dass die Inzidenz von VTE’s bei Patienten mit IPD, die sich chirurgischen Eingriffen unterzogen hatten, gering war und, dass diese Patienten von einer mechanischen Thromboseprophylaxe zwar profitieren, bei schwerwiegenderen Eingriffen jedoch eine LMWH-Prohylaxe in Erwägung gezogen werden sollte. GH
 
Tabelle Chirurgische Eingriffe mit Thromboseprophylaxe

 

Quelle: Paciullo F et al.: Antithrombotic prophylaxis for surgery-associated venous thromboembolism risk in patients with inherited platelet disorders. The SPATA-DVT Study. Haematologica 2019; haematol. 2019.227876; doi:10.3324/haematol.2019.227876
ICD-Codes: I74.9

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