VVI-Stimulation

Praxis-Depesche 1-2/2022

Ohne Sonde geht es besser!

In der US-amerikanischen Micra Coverage with Evidence Development-Studie zeigte der sondenlose VVI-Schrittmacher im Vergleich zur transvenösen VVI-Stimulation nach zwei Jahren signifikante Vorteile: Er war mit einer 38 % niedrigeren Rate an Re-Interventionen und einer 31 % niedrigeren Rate an chronischen Komplikationen verbunden.
Praxisfazit
Obwohl Patienten mit der sondenlosen VVI-Kapsel mehr Komorbiditäten aufwiesen als die Patienten mit transvenöser VVI, war auch nach zwei Jahren kein Unterschied in der statistisch bereinigten Gesamtmortalität im Vergleich zur transvenösen Vergleichspopulation feststellbar
Der sondenlose Schrittmacher steht als Behandlungsoption für Patienten mit Bradykardie zur Verfügung. Als kleinster Herzschrittmacher der Welt ist er gerade einmal so klein wie eine Kapsel und kommt ganz ohne Elektroden aus. Das Gerät wird vollständig intrakardial, in der rechten Herzkammer und in der Regel an der Kammerscheidewand platziert. Aufgrund ihres Designs haben diese Schrittmacher das Potenzial, Komplikationen im Zusammenhang mit der Elektrode und der Tasche zu reduzieren, zwei wesentliche Nachteile herkömmlicher transvenöser Schrittmacher.
In klinischen Studien hat der sondenlose VVI-Schrittmacher seine Wirksamkeit und Sicherheit bereits bewiesen. Nun gibt es auch längerfristige Daten aus der klinischen Realität, die das Schrittmachermodell mit transvenösen VVI-Schrittmachern in Vergleich setzen. Analysiert wurden das Auftreten von Re-Interventionen und chronischen Komplikationen sowie die Gesamtmortalität nach zwei Jahren bei Patienten mit sondenlosen oder transvenösem VVI-Implantat. Patienten, denen zwischen dem 9. März 2017 und dem 31. Dezember 2018 ein sondenloser VVI-Schrittmacher implantiert wurde, wurden anhand von Medicare-Daten identifiziert, die mit zugehörigen Registrierungsdaten des Geräteherstellers verknüpft waren (n = 6.219). Alle Patienten mit transvenösem VVI wurden direkt aus den Medicare-Ansprüchen ermittelt (n = 10.212).
Im Vergleich zur transvenösen VVI wiesen Patienten mit sondenloser VVI mehr Nierenerkrankungen im Endstadium (12,0 % vs. 2,3 %) und einen höheren Charlson-Komorbiditätsindex (5,1 vs. 4,6 Punkte) auf. Auf der anderen Seite kam es bei den Patienten mit der sondenlosen Kapsel-VVI aber seltener zu Re-Interventionen (bereinigte Hazard Ratio, HR 0,62, 95 %-KI 0,45 - 0,85, p = 0,003) und chronischen Komplikationen (bereinigte HR 0,69, 95 %-KI 0,60 - 0,81, p < 0,0001) als bei Patienten mit transvenöser VVI.
Die Gesamtmortalitätsrate nach 30 Tagen unterschied sich nicht signifikant zwischen Patienten mit sondenloser und transvenöser VVI (unbereinigt 4,4 vs. 3,8 %, p = 0,10; bereinigt 4,0 vs. 4,1 %, p = 0,60). Auch nach der zweijährigen Nachbeobachtungszeit gab es in der bereinigten Statistik keinen Unterschied in der Gesamtmortalität zwischen den beiden Gruppen. VW
Quelle: El-Chami MF et al.: Leadless vs. transvenous single-chamber ventricular pacing in the Micra CED study: 2-year follow-up. Eur Heart J 2021; doi: 10.1093/eurheartj/ehab767

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