Es ist die bislang größte Studie zu der Frage, wie effektiv und sicher eine Antibiotikatherapie im Vergleich zur Appendektomie ist. Dazu rekrutierte man 1.552 Appendizitis-Patienten, die randomisiert entweder operativ behandelt wurden (zumeist laparoskopisch) oder für zehn Tage Antibiotika erhielten. Hinsichtlich des primären Endpunktes, definiert als der subjektive Gesundheitszustand der Patienten nach 30 Tagen, den man anhand des Fragebogens European Quality of Life-5 erhob, zeigte sich kein Unterschied zwischen den Therapieoptionen. Dies belegt den Studienautoren zufolge die Nichtunterlegenheit der Antibiotikatherapie. Jedoch war bei 29 % aller medikamentös behandelten Patienten innerhalb von drei Monaten doch noch eine Appendektomie nötig. Dies sei aber nicht nur negativ zu bewerten, so die Autoren – hätte man sich doch bei immerhin sieben von zehn Patienten die OP gespart. Unter Antibiotika kam es außerdem öfter zu Komplikationen als nach der OP (8,1 % vs. 3,5 %), was auch die häufigeren Aufenthalte in der Notaufnahme und die höhere Hospitalisierungsrate in der Antibiotika-Gruppe erklären könnte. Allerdings war dieser Unterschied auf die Teilnehmer mit Appendikolith zurückzuführen: Schloss man diese aus der Auswertung aus, ergab sich eine ähnliche Komplikationsrate. Inbesondere bei Patienten mit Appendikolith könnte demnach eine OP günstig sein. Ein Vorteil der Pharmakotherapie war jedoch, dass sie den Arzt im Vergleich zur Appendektomie im Schnitt nur 1,3 Tage statt zwei Tage Arbeitszeit kostete. Auch die Patienten versäumten nur fünf statt neun Arbeitstage.
In jedem Fall sollten Ärzte die Vor- und Nachteile beider Ansätze sorgfältig abwägen und sowohl individuelle Präferenzen und Charakteristika des Patienten als auch äußere Umstände wie die aktuelle Pandemie berücksichtigen, schreiben die Autoren abschließend. RG