Tipps für den klinischen Alltag

Praxis-Depesche 2/2014

Patient Rheumafaktor-positiv: Was kann dahinter stecken?

Zwei Spezialistinnen der Rheumatologischen Abteilung des Istituto Gaetano Pini und ein Professor für Innere Medizin, alle Universität Mailand, erläutern die Bedeutung positiver Rheumafaktoren bei rheumatoider Arthritis (rA), anderen Leiden und gesunden Personen.
Praxisfazit
Häufigkeit von Rheumafaktoren
Erkrankung                                                          Auftreten in %
Arthritis           
rheumatoide Arthritis                                                70-90
juvenile idiopathische Arthritis 5 Psoriasis-Arthritis unter 15
reaktive Arthritis unter 5
Andere Bindegewebs-Erkrankungen
primäres Sjögren-Syndrom 75-95
Mischkollagenose 50-60
system. Lupus erythematodes 15-35
systemische Sklerose 20-30
Dermato- / Polymyositis 20
systemische Vaskulitiden
(Panarteriitis nodosa,
Wegener-Granulomatose) 5-20
Infektionen, bakterielle                                         
subakute bakterielle Endokarditis 40 Infektionen mit Chlamydia
pneumoniae oder Klebsiella
pneumoniae keine Angabe
Syphilis, primär bis tertiär 8-37
Tuberkulose 15
Infektionen, virale
Coxsackie-B-Infektion 15 Dengue-Virus-Infektion 10
EBV- und CMV-Infektion 20
Hepatitis-A-, -B- und -C-Infektion 25 HCV-Infektion 40-76 Herpes-Viren-Infektion 10-15 HIV-Infektion 10-20 Masern 8-15 Parvovirus-Infektion 10 Röteln 15
Infektionen mit Parasiten Chagas-Krankheit 15-25 Malaria 15-18 Onchozerkose 10 Toxoplasmose 10-12
andere Erkrankungen
gemischte Kryoglobulinämie Typ II
(monoklonale IgM-RF) 100
Leberzirrhose 25
primär biliäre Zirrhose 45-70
Malignome 5-25
nach mehrfachen Impfungen 10-15
chronische Sarkoidose 5-30
gesunde 50-Jährige: 5
gesunde 70-Jährige: 10-25
Algorithmus zur Entscheidungsfindung
Patient RF-positiv: Liegen Zeichen oder
Symptome persistierender Arthritis vor?
1a) Ja: Test auf ACPA, wenn positiv rA sehr
wahrscheinlich, wenn negativ rA wahr-
scheinlich.
1b) Nein, keine Zeichen etc: RF-Titer bestim-
men: 2a) hoch: Test auf ACPA, wenn positiv
V. a. spätere rA, wenn negativ Screening auf
Hepatitis C*: wenn positiv zum Hepatolo-
gen, wenn negativ ebenso verfahren wie
bei RF-Titer 2b) niedrig: andere Erkrankun-
gen als rA erwägen (s. o.)
*Anti-HCV-AK sollten bei positiven RF immer bestimmt
werden (s.Text), Algorithmus-Beschreibung in Anleh-
nung an Flussdiagramm 

Seit über 70 Jahren sind Rheumafaktoren (RF) bekannt, eine Gruppe von Immunglobulinen unterschiedlicher Isotypen (Ig-Subklassen) und Affinitäten, die gegen Epitope von körpereigenem IgG gerichtet sind. Zu ihrer Produktion und (Patho-)Physiologie gibt es noch viel zu entdecken.

Die Autoren beschreiben zunächst die Methoden der Bestimmung. RF können mit Immunoassays interferieren, z. B. mit Vancomycin-Bestimmung (hohe Titer). Zudem können sie u. a. die Messung von AK gegen Cardiolipin, Beta-2-Glykoprotein 1, HCV- und Rötelnviren sowie von Schilddrüsenwerten stören.

RF finden sich bei vielen nichtrheumatischen Leiden. Infektionen und chronische Erkrankungen können durch das Vorhandensein von RF charakterisiert sein, doch sind die Faktoren während Infektionen anders als die bei rA-Patienten in der Regel kurzlebig und nicht schädlich. RF können die Clearance von Immunkomplexen erhöhen und B-Zellen, die sie produzieren, können als antigenpräsentierende Zellen fungieren; so fällt der Nettoeffekt von RF bei Infektionen wahrscheinlich protektiv aus. Diese natürlichen RF sind i. d. R. polyreaktive IgM-AK niedriger Affinität.

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