ADPKD und Adhärenz

Praxis-Depesche 1-2/2018

Patienten sind motiviert und gewillt

Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung ADPKD ist die häufigste genetische Nierenerkrankung überhaupt und die vierthäufigste Ursache für terminales Nierenversagen. Die Therapie der ADPKD kann negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten haben, was zu Adhärenz-Problemen führen kann. In den USA untersuchte man daher mittels Tiefeninterviews, welche Einstellung ADPKD- Patienten zu ihrer Erkrankung und zu den therapeutischen Optionen haben und inwieweit bestehende Barrieren einer Therapie überwunden werden können.

Die Autoren führten mit 17 ADPKD-Patienten aufwändige Tiefeninterviews durch, in denen unter anderem nach Wissen um die therapeutischen Optionen, nach den tatsächlich durchgeführten Therapien, nach der persönlichen Adhärenz und nach den Quellen der medizinischen Informationen gefragt wurde. Als therapeutische Optionen kamen in Betracht: medikamentöse Blutdruckeinstellung, körperliche Betätigung, Diät und orale Hochvolumen-Flüssigkeitszufuhr. Die mittlerweile in der EU zugelassene Therapie mit dem Vasopressin- 2(V2)-Rezeptor-Antagonisten Tolvaptan stand zum Studienzeitpunkt in den USA nicht zur Verfügung; Tolvaptan führt durch die V2-Rezeptor-Blockade zu einer vermehrten Aquarese.
Die Befragten waren im Durchschnitt 57 Jahre alt und 65% davon weiblich. Viele der Patienten zeigten sich hoch motiviert und gewillt, alle verfügbaren bzw. notwendigen Therapien in ihren Alltag zu integrieren. Typische Hemmnisse für die Adhärenz stellten die persönliche Einstellung und Überzeugung sowie Verwirrung durch unklare ärztliche Empfehlungen dar. So glaubten 16 der 17 Patienten, dass ihr Blutdruck die ADPKD beeinflusse. Zwölf Patienten nahmen dann auch an allen sieben Tagen der Woche zuverlässig ihre Medikation, vier nicht. Gründe für die Nicht-Adhärenz waren die Überzeugung, dass Diät und Sport besser seien als Medikamente, und das Vergessen der Medikation bei Beschwerdefreiheit oder bei Alltagsstress.
Bezüglich des Trinkens waren 10 von 17 Patienten der Meinung, dass hohe Wasserzufuhr die ADPKD beeinflussen könne. Zwölf erinnerten sich an eine entsprechende Empfehlung, wobei drei Patienten diese aus „nicht-ärztlicher“ Quelle erhalten hatten. Der Großteil der Patienten allerdings war nicht in der Lage, entsprechend der Empfehlung ausreichend zu trinken.
Insgesamt zeigten sich in dieser Studie ADPKD-Patienten motiviert und gewillt. Im Vergleich zu anderen Adhärenz-Studien zu Lebensstiländerungen bei Hypertonie lag die Adhärenz hier deutlich höher. Das mag daran liegen, so die Autoren, dass die meisten ADPKD- Patienten der Überzeugung sind, dass sowohl Medikation als auch Lebensstiländerungen notwendig sind, um die Progression der Erkrankung zu verlangsamen.
Mit diesem Wissen um die Besonderheiten der ADPKD können Ärzte Patienten optimal informieren und für eine weiter verbesserte Adhärenz sorgen. Denn aus anderen Studien ist bekannt, dass gesundheitsbezogenes Verhalten im Wesentlichen durch fünf Parameter beeinflusst wird: Ursache, Charakter, Gefährlichkeit und Verlauf der Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten. Diese Parameter gilt es, im Rahmen des Arzt-Patient-Gesprächs suffizient zu adressieren. CB
Quelle:

Tran WC et al.: Understanding barriers to medication, dietary ... BMC Nephrol 2017; 18: 214

ICD-Codes: Q61.2

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x