Chirurgen, die wenig schlafen

Praxis-Depesche 2/2016

Performance okay!

Es ist bekannt, dass Schlafentzug die Leistungsfähigkeit mindern kann. Ob Ärzte nach einem Nachtdienst in vollem Umfang arbeitsfähig sind, wurde schon oft diskutiert. Nun sah man sich das Ganze an einer großen Chirurgenkohorte in Kanada an.

Im Untersuchungszeitraum der populationsbasierten retrospektiven Kohortenstudie wurden 38 000 Patienten von 1448 Chirurgen im Rahmen des Routine-OP-Programms tagsüber operiert. Unterschieden wurden dabei zwei Gruppen: In der ersten kam der Operateur gerade aus dem Nachtdienst und hatte zwischen Mitternacht und 7 Uhr morgens gearbeitet, in der zweiten Gruppe kam der Operateur morgens ausgeruht von zu Hause zum Dienst. Die ausgewerteten Eingriffe umfassten u. a. Cholezystektomien, Magenbypässe, Kolonresektionen, Koronarbypässe, Knie- und Hüft-TEP, Hysterektomien und Lungenresektionen.
Es zeigten sich keinerlei Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bezüglich Mortalität der operierten Patienten, Wiederaufnahmen oder Komplikationen (22,2 vs. 22,4%). Auch wenn man die Daten stratifiziert auswertete (Lehrkrankenhaus vs. Nicht-Lehrkrankenhaus, Alter des Operateurs, Art des Eingriffs), zeigten sich keine Auffälligkeiten oder Unterschiede.
Wie ausgeruht ein Operateur in eine Operation hineingeht, machte in dieser Analyse aus Kanada keinen Unterschied bzgl. des kurzfristigen Patientenoutcome. Dennoch sollte man ärztliche Übermüdung kritisch bewerten. CB
Quelle:

Govindarajan A et al.: Outcomes of daytime procedures performed by attending surgeons after night work. N Engl J Med 2015; 373: 845-53

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