Wochenend-Effekt im Krankenhaus

Praxis-Depesche 8/2017

Personalmangel ist nicht schuld

Der „Wochenend-Effekt“ beschreibt das Phänomen, dass Patienten, die am Wochenende ins Krankenhaus eingeliefert werden, eine höhere Sterblichkeit aufweisen. Dies liegt aber vermutlich nicht an der geringeren personellen Besetzung, sondern vielmehr an den Patienten.

An vier Krankenhäusern im UK suchten Forscher in den elektronischen Krankenakten von Patienten, die zwischen den Jahren 2006 und 2014 in die Notaufnahme eingeliefert worden waren, nach Anhaltspunkten, die den Wochenend-Effekt erklären könnten. Einige wesentliche fanden sie bei der Sichtung der im Rahmen der Aufnahme durchgeführten Standard- Untersuchungen.
Knapp 257 600 Patienten kamen im untersuchten Zeitraum in die Notaufnahme (insgesamt fast 504 000 Einlieferungen). Wie erwartet hatten samstags oder sonntags eingelieferte Patienten eine höhere 30-Tage-Mortalität als die werktags erschienenen Patienten.
Bei Aufnahme bestimmte Laborwerte erklärten bis zu 52% der erhöhten Wochenend- Mortalität. An Feiertagen konnten sogar 86% der höheren Mortalität auf Unterschiede in den Laborparametern zurückgeführt werden. Das Arbeitspensum des Krankenhauspersonals hatte dagegen keinen signifikanten Einfluss auf die Varianz der Mortalität.
Dass die Mortalität von am Wochenende eingelieferten Patienten erhöht ist, liegt also vermutlich nicht an einer Unterbesetzung, sondern eher daran, dass am Wochenende, z. B. aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit von Primär- und Sozialversorgungsdiensten, mehr schwerer kranke Patienten vorstellig werden, oder daran, dass sich das menschliche Verhaltensmuster hinsichtlich ärztlicher Hilfesuche im Lauf der Woche ändert – zumindest in dieser Studie aus dem UK. OH
Quelle:

Walker AS et al.: Mortality risks associated with emergency admissions during weekends and public holidays ... Lancet 2017; 390: 62-72

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