Großes Potenzial

Naturmedizin 6/2019

Phytotherapie bei Adipositas

Viele bekannte Phytopharmaka haben antiadipöse Eigenschaften. Das Potenzial der Phytotherapie in der Bekämpfung des weltweit anwachsenden Problems Übergewicht und Adipositas sei nicht ausreichend erkannt und noch lange nicht ausgeschöpft, so die Schlussfolgerung eines achtköpfigen Wissenschaftlerteams aus Polen.
Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck und die Folgen: Adipositas ist ein drängendes und ernsthaftes gesundheitliches Problem, das weite Teile der Weltbevölkerung betrifft. Mittlerweile sterben mehr Menschen an den Folgen von Über- als an denen von Untergewicht.
Die Pathogenese der Adipositas steht auch im Zusammenhang mit reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) als regulatorische Faktoren sowie mit chronischen Entzündungsprozessen. Auf genau diese Faktoren können pflanzliche Wirkstoffe Einfluss nehmen. Enthaltene Polyphenole und weitere Stoffe können den Stoffwechsel und die Fettverbrennung beeinflussen und Effekte durch ROS-Neutralisierung, antioxidative und antiphlogistische Eigenschaften entfalten.
 
Studienlage
Die Autoren konzentrierten sich im Rahmen ihrer Studie auf ausgewählte Pflanzenextrakte, für die mittels Humanstudien eine gewichtsreduzierende Wirkung nachgewiesen werden konnte. Zu diesen Pflanzen zählt Camellia sinensis, der grüne Tee.
Basu et al. untersuchten die Auswirkungen von grünem Tee auf das Körpergewicht, die Glukose- und Lipidspiegel sowie die allgemeine Gesundheit adipöser Patienten (n=35). Aufgeteilt in drei Gruppen konsumierten sie über acht Wochen entweder vier Tassen grünen Tee, zwei Kapseln mit Grünteeextrakt oder vier Tassen Wasser. Die Grünteekonsumierer (Tee oder Kapsel) verloren gegenüber den Wassertrinkern tatsächlich Gewicht in signifikantem Ausmaß. Bestätigt wurden diese Ergebnisse in einer anderen Studie mit 99 Teilnehmern, die bis zu zwölf Wochen durch 300 ml Grüntee täglich signifikant mehr Gewicht verloren im Vergleich zu den Teilnehmern der Placebogruppe.
Weniger bekannt ist hierzulande Hibiscus sabdariffa, die Afrikanische Malve, auch Roselle genannt. Auch hier liegt eine Humanstudie vor, die feststellte, dass eine zwölfwöchige Supplementierung mit der Reduzierung von BMI und Körpergewicht bei adipösen Patienten einhergeht.
Weitaus bekannter ist hier Phaseolus vulgaris, die Gartenbohne oder auch grüne Bohne. Ein 445-mg-Extrakt aus der Pflanze konnte innerhalb von 30 Tagen das Gewicht der adipösen Probanden deutlich senken, in einem weiteren Versuch gelang das auch mit 1.000 mg/Tag über 60 Tage.
Der Echte Schwarzkümmel (Nigella sativa) wirkt ja manchmal schon nahezu wie eine Allzweckwaffe. Auch das Gewicht kann das Hahnenfußgewächs reduzieren. Männer im Alter zwischen 30 und 45 Jahren mit bauchbetonter Adipositas (Umfang >90 cm) erhielten zweimal täglich 750 mg und verloren mehr Bauchumfang als die Teilnehmer der Placebogruppe. Weitere gewichtsreduzierende Phytotherapeutika sind u. a. Cissus quadrangularis und die Chinesische Jujube (Ziziphus jujuba).
Quelle: Zielinska-Blizniewska H et al.: Plant extracts... Int J Mol Sci. 2019; doi: 10.3390/ijms20184556

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