Sammeltermine in der Praxis

Praxis-Depesche 12/2017

Positive Effekte einer „Gruppentherapie"

1999 wurden Sammeltermine in der Praxis, bei denen mehrere Patienten gleichzeitig und in einem Raum medizinisch versorgt werden, erstmals in der Literatur vorgeschlagen. Wie sind die Erfahrungen bislang damit?

Die Patienten, die sich für einen Sammeltermin in der Praxis eignen, sollten sinnvollerweise mindestens eine Eigenschaft gemeinsam haben, zum Beispiel eine bestimmte Erkrankung. Ist diese Grundlage erfüllt, kann sich ein solcher Sammeltermin aber nicht nur auf die Übermittlung von Informationen beschränken – auch Anamneseerhebung, körperliche Untersuchung oder klinisches Management sind in der Gruppe möglich. Patienten mit (ggf. neu diagnostiziertem) Diabetes sind ein typisches und gutes Beispiel: Die relevanten Informationen zur Erkrankung können der Gruppe „in einem Aufwasch“ gegeben werden. Manchmal kann es dann sinnvoll sein, nach einer ersten gemeinsamen Sitzung die einzelnen Patienten zu individuellen Gesprächen zu bitten und danach die Fragen wieder gemeinsam zu diskutieren. Studien konnten zeigen, dass Diabetiker, die in Gruppen behandelt wurden, bessere HbA1c-Werte erreichten.
Neben der Zeitersparnis für den Arzt können auch positive Effekte bei Patienten auftreten, vergleichbar derer einer psychologischen Gruppentherapie, bei der der Druck durch die Gruppe positive Effekte auf den Erfolg hat. Aber es gibt auch mögliche Nachteile von SMA (shared medical appointments), z. B. dass Vertraulichkeit nicht gewährleistet werden kann. Deshalb sind wohl weder alle Patienten noch alle Erkrankungen für SMA geeignet – man muss das geeignete Setting finden. CB
Quelle:

Hayhoe B et al.: Shared medical appointments. BMJ 2017; 358: j4034

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