Neues aus der Mikrobiomforschung

Praxis-Depesche

Prä- und Probiotika therapeutisch nutzen

Im Rahmen des zehnten internationalen Yakult-Symposiums in Mailand stellten Expert:innen aus Medizin und Mikrobiologie die neuesten Erkenntnisse rund um das intestinale Mikrobiom und die therapeutischen Möglichkeiten von probiotischen Bakterienspezies wie Lactobacillus und Bifidobacter vor. Praktische Hinweise gab es dabei unter anderem zu Reizdarm, Parkinson und sogar COVID-19.
Wie Prof. Francisco Guarner, Barcelona, erklärte, kann die Gabe von b-Galacto-Oligosacchariden (GOS) dazu beitragen, Reizdarmbeschwerden zu lindern, vor allem bei Patient:innen mit nur leichten bis mittelstarken Symptomen. Das Präbiotikum fördere das Wachstum günstiger Darmbakterien die helfen, die Gasproduktion im Darm zu verringern und die Verdaulichkeit pflanzlicher Lebensmittel im Darm wieder zu verbessern. Eine Vermeidung von Trigger-Lebensmitteln im Sinne einer Low-FODMAP-Diät ist ebenfalls eine wirksame Strategie, laut Guarner aber weniger nachhaltig, da so die für die Verdauung notwendigen Darmbakterien langfristig verloren gehen können. Ferner werden in der aktuellen S3-Leitlinie zur IBS-Therapie auch bestimmte Probiotika, darunter verschiedene Bifidobacter- und Lactobacillus- Stämme, empfohlen.
Daten zur günstigen Wirkung von Probiotika bei Morbus Parkinson (MP) stellte Prof. Aletta Kraneveld, Utrecht, vor. So lasse sich bei MP ganz allgemein zwischen einem ZNS-Phänotyp, bei dem die Neuroinflammation im Fokus steht, und einem intestinalen Phänotyp, der von einer Darmdysbiose mit „Leaky gut“ und Endotoxämie ausgeht, unterscheiden. Bei letzterem Typ konnten am Mausmodell mit fäkaler Mikrobiota- Transplantation (FMT) bereits gute Therapieerfolge erzielt werden. Nun sollen Studien am Menschen folgen.
Prof. Stephan Bischoff, Hohenheim, präsentierte Studien, die belegen, dass spezifische Probiotika auch präventiv für Infektionen des unteren Respirationstrakts wirken können, hochwirksam zur Vorbeugung von Antibiotika-assoziierter Diarrhoe sind und sogar die Remissionsraten bei ambulanten COVID-19-Patient:innen verbessern können. Insgesamt bewies die Veranstaltung, dass prä- und probiotischen Therapien bei zahlreichen Erkrankungen ein großes Potenzial innewohnt. Die praktische Umsetzung erfordert allerdings ein patientenindividuelles Vorgehen unter Einsatz ausgewählter Bakterienstämme. OB
Quelle: Symposium: „Microbiota and Probiotics: Chances and Challenges“, Mailand, 13.-14.10.2022 

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