World Congress of Nephrology, Berlin, Juni 2003

Praxis-Depesche 16/2003

Prävention und Therapie von Nierenerkrankungen

Allein in Deutschland leiden rund 80 000 Patienten an terminaler Niereninsuffizienz, relevante Einschränkungen der Nierenfunktion haben nahezu 5 Mio. Der effektiven Prävention des Nierenversagens kommt ein enormer Stellenwert zu. Entscheidende Voraussetzung, so Prof. Thomas Philipp, Essen, ist effektive Blutdrucksenkung auf optimale Zielwerte unter 130/80 mmHg. Dabei sind ACE-Hemmer, aber auch AT1-Blocker Mittel der ersten Wahl, da sie einen spezifischen, über die Blutdrucksenkung hinausgehenden nephroprotektiven Effekt besitzen. Philipp kritisierte, dass diese Mittel selbst bei chronisch Nierenkranken nicht konsequent eingesetzt würden. Auch Patienten mit leichter Niereninsuffizienz dürfen ACE-Hemmer nicht vorenthalten werden, da sie die Progression deutlich verlangsamen können, betonte Prof. Johannes Mann, München. Dies ist um so wichtiger, als bereits eine geringgradige Funktionseinschränkung unabhängig von der Ursache, ein wesentlicher und unabhängiger Prädiktor für kardiovaskuläre Komplikationen und gesteigerte Gesamtmortalität ist. Gerade auch Patienten mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko profitieren von einer ACE-Hemmer-Therapie mit deutlicher Prognoseverbesserung. Neben optimaler Blutdruckkontrolle mit einem ausreichend hoch dosierten ACE-Hemmer forderte Mann bei Patienten mit leichter Niereninsuffizienz eine Einstellung des LDL-Cholesterins unter 100 mg/dl, ggf. auch die niedrig dosierte Gabe von ASS. Die bessere Alternative zur Dialyse ist laut Prof. Ulrich Frei, Berlin, die Nierentrans-plantation, nicht nur in Bezug auf die Lebensqualität, sondern auch hinsichtlich der mehr als doppelt so hohen Lebenserwartung Transplantierter als von Patienten auf der Warteliste. Die Spenderquote ist aber in Deutschland mit 14 pro 1 Million nur halb so hoch wie in vielen anderen europäischen Ländern. Entsprechend beträgt die Wartezeit hierzulande derzeit im Mittel sieben Jahre. Beim vor vier Jahren entwickelten Programm "Eurotransplant Senior" werden gezielt Nieren älterer Spender (65 bis 80 Jahre) Empfängern über 65 Jahren eingepflanzt, bislang über 1000 Organe. Als weitere Möglichkeit dem Organmangel zu begegnen nannte Frei vermehrte Lebendspenden. Damit erzielte bessere Ergebnisse beruhen auf der Wahl des optimalen Transplantationszeitpunkts und vor dem Eingriff beginnender Immunsuppression. Um die Bereitschaft zur Lebendspende zu steigern, plädierte Frei für bessere Absicherung der Spender im Fall von Langzeitkomplikationen. Auch sollten Cross-over-Spenden zwischen Ehepaaren mit nicht Blutgruppen-kompatiblen Partnern erleichtert werden. Wichtig ist auch bessere Vergütung der Organentnahme für die Kliniken. Die Transplantat-Funk-tionsrate hat sich in den letzten 20 Jahren kontinu-ierlich verbessert (Abb.), so Prof. Ulrich Kunzendorf, Kiel. Die Abstoßungsrate liegt heute bei nur 5 bis 10%. Eine weitere Verbesserung erhofft man sich von neuen Immunsuppressiva. Bisher wird die Proliferation immunkompetenter Zellen gehemmt. Mit neuen Substanzen, z. B. dem Protein CTLA-4-IgG, versucht man zusätzlich, deren Aktivierung durch Blockade kostimulatorischer Moleküle zu hemmen. Die Substanz FTY720 soll die Motilität von Immunzellen im Organismus herabsetzen. Beide Wirkstoffe zeigten in ersten klinischen Studien positive Ergebnisse. Geprüft wird außerdem die Gabe adulter Stammzellen des Spenders zur Toleranz-Induktion. Als Zukunftsvision stellte Prof. Hermann Haller, Hannover, den Einsatz von Stammzellen zur Reparatur und Regeneration von Nierengewebe vor. Im Tierexperiment wanderten injizierte Progenitorzellen in die Niere ein, siedelten sich im Mesangium an und differenzierten sich dort zu Mesangialzellen aus. Erythropoetin kann die Mobilisation von Stammzellen aus dem Knochenmark verstärken, deren Proliferation und Differenzierung zu Endothelzellen fördern. Zu klären ist jetzt, ob sich die Regenerationsfähigkeit von Stammzellen beim Menschen durch Gabe von Erythropoetin stimulieren lässt und ob diese Zellen dann zur Reparatur von Gefäß- und Organschäden beitragen.

Allein in Deutschland leiden rund 80 000 Patienten an terminaler Niereninsuffizienz, relevante Einschränkungen der Nierenfunktion haben nahezu 5 Mio. Der effektiven Prävention des Nierenversagens kommt ein enormer Stellenwert zu. Entscheidende Voraussetzung, so Prof. Thomas Philipp, Essen, ist effektive Blutdrucksenkung auf optimale Zielwerte unter 130/80 mmHg. Dabei sind ACE-Hemmer, aber auch AT1-Blocker Mittel der ersten Wahl, da sie einen spezifischen, über die Blutdrucksenkung hinausgehenden nephroprotektiven Effekt besitzen. Philipp kritisierte, dass diese Mittel selbst bei chronisch Nierenkranken nicht konsequent eingesetzt würden. Auch Patienten mit leichter Niereninsuffizienz dürfen ACE-Hemmer nicht vorenthalten werden, da sie die Progression deutlich verlangsamen können, betonte Prof. Johannes Mann, München. Dies ist um so wichtiger, als bereits eine geringgradige Funktionseinschränkung unabhängig von der Ursache, ein wesentlicher und unabhängiger Prädiktor für kardiovaskuläre Komplikationen und gesteigerte Gesamtmortalität ist. Gerade auch Patienten mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko profitieren von einer ACE-Hemmer-Therapie mit deutlicher Prognoseverbesserung. Neben optimaler Blutdruckkontrolle mit einem ausreichend hoch dosierten ACE-Hemmer forderte Mann bei Patienten mit leichter Niereninsuffizienz eine Einstellung des LDL-Cholesterins unter 100 mg/dl, ggf. auch die niedrig dosierte Gabe von ASS. Die bessere Alternative zur Dialyse ist laut Prof. Ulrich Frei, Berlin, die Nierentrans-plantation, nicht nur in Bezug auf die Lebensqualität, sondern auch hinsichtlich der mehr als doppelt so hohen Lebenserwartung Transplantierter als von Patienten auf der Warteliste. Die Spenderquote ist aber in Deutschland mit 14 pro 1 Million nur halb so hoch wie in vielen anderen europäischen Ländern. Entsprechend beträgt die Wartezeit hierzulande derzeit im Mittel sieben Jahre. Beim vor vier Jahren entwickelten Programm "Eurotransplant Senior" werden gezielt Nieren älterer Spender (65 bis 80 Jahre) Empfängern über 65 Jahren eingepflanzt, bislang über 1000 Organe. Als weitere Möglichkeit dem Organmangel zu begegnen nannte Frei vermehrte Lebendspenden. Damit erzielte bessere Ergebnisse beruhen auf der Wahl des optimalen Transplantationszeitpunkts und vor dem Eingriff beginnender Immunsuppression. Um die Bereitschaft zur Lebendspende zu steigern, plädierte Frei für bessere Absicherung der Spender im Fall von Langzeitkomplikationen. Auch sollten Cross-over-Spenden zwischen Ehepaaren mit nicht Blutgruppen-kompatiblen Partnern erleichtert werden. Wichtig ist auch bessere Vergütung der Organentnahme für die Kliniken. Die Transplantat-Funk-tionsrate hat sich in den letzten 20 Jahren kontinu-ierlich verbessert (Abb.), so Prof. Ulrich Kunzendorf, Kiel. Die Abstoßungsrate liegt heute bei nur 5 bis 10%. Eine weitere Verbesserung erhofft man sich von neuen Immunsuppressiva. Bisher wird die Proliferation immunkompetenter Zellen gehemmt. Mit neuen Substanzen, z. B. dem Protein CTLA-4-IgG, versucht man zusätzlich, deren Aktivierung durch Blockade kostimulatorischer Moleküle zu hemmen. Die Substanz FTY720 soll die Motilität von Immunzellen im Organismus herabsetzen. Beide Wirkstoffe zeigten in ersten klinischen Studien positive Ergebnisse. Geprüft wird außerdem die Gabe adulter Stammzellen des Spenders zur Toleranz-Induktion. Als Zukunftsvision stellte Prof. Hermann Haller, Hannover, den Einsatz von Stammzellen zur Reparatur und Regeneration von Nierengewebe vor. Im Tierexperiment wanderten injizierte Progenitorzellen in die Niere ein, siedelten sich im Mesangium an und differenzierten sich dort zu Mesangialzellen aus. Erythropoetin kann die Mobilisation von Stammzellen aus dem Knochenmark verstärken, deren Proliferation und Differenzierung zu Endothelzellen fördern. Zu klären ist jetzt, ob sich die Regenerationsfähigkeit von Stammzellen beim Menschen durch Gabe von Erythropoetin stimulieren lässt und ob diese Zellen dann zur Reparatur von Gefäß- und Organschäden beitragen.

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