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Praxistipp: Körperliche Aktivität nach ­COVID-19

Wie schnell ein Patient nach einer SARS-CoV-2-Infektion wieder Sport treiben kann, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig sei vor allem, es langsam angehen zu lassen, so die Empfehlung einer Gruppe von Sportmedizinern des Imperial College in London. Wie das genau aussehen kann, erklären sie in einer Veröffentlichung des British Medical Journal.

Voraussetzung für einen sicheren Wiedereinstieg ins Training ist, dass der Patient seit mindestens sieben Tagen symptomfrei ist, so die Autoren. Zur Vorsicht mahnen sie bei den Patienten, die sich aufgrund eines schweren COVID-19-Verlaufs in stationärer Behandlung befanden oder deren Beschwerden auf einen myokardialen Schaden hindeuteten (Brustschmerzen, schwere Atemnot, Palpitationen, Synkopen). Bei Auffälligkeiten im EKG sollten weitere Untersuchungen durch einen Kardiologen folgen. Bestätigt sich die Diagnose einer Myokarditis, raten europäische und US-amerikanische Leitlinien dazu, sportliche Aktivität für drei bis sechs Monate auszusetzen. Zwar ist die Myokarditis-Inzidenz bei Patienten, deren Infektion asymptomatisch oder mild verlief, noch unbekannt, allerdings fand eine im Fachmagazin JAMA Cardiology publizierte Studie bei 60 % der Patienten, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten, noch bis zu 92 Tage nach der Diagnose Zeichen einer myokardialen Entzündung – und zwar unabhängig von der Schwere der COVID-19-Erkrankung.
Die Autoren empfehlen ein körperliches Aufbauprogramm bestehend aus vier Phasen von jeweils mindestens sieben Tagen Länge. Begonnen werden sollte mit extrem leichten Aktivitäten (Borg Rating of Perceived Exertion, RPE < 6-8), einschließlich Flexibilitäts- und Atemübungen. Nach etwa einer Woche ­können Bewegungen von leichter Intensität ausgeführt werden (RPE 6-11), wie Gehen oder leichte Yogaübungen, mit stufenweiser Steigerung um zehn bis 15 Minuten pro Tag. Abhängig von seinem früheren Leistungsniveau, kann der Patient anschließend zu anspruchsvolleren Aktivitäten übergehen: Ratsam ist ein Intervalltraining, bei dem sich mäßig anstrengende Bewegung über fünf Minuten (RPE 12-14) und eine kurze Erholungsphase abwechseln. In der letzten Woche können komplexere Bewegungen ins Training integriert werden (z. B. Joggen mit Richtungswechsel, Seitwärtsschritte). Nach Abschluss dieser Phase sollte der Patient in der Lage sein, zu seinem ursprünglichen Aktivitätslevel zurückzukehren.
Ist es dem Patienten nicht möglich, sich innerhalb einer Stunde von der Belastung zu erholen oder kommt es zu übermäßiger Atemlosigkeit, einer abnormalen Herzfrequenz oder starker Müdigkeit, sollte er in eine frühere Trainingsphase zurückkehren und bei Unsicherheiten medizinischen Rat einholen. RG

Quelle:

Salman D et al.: Returning to physical activity after covid-19. BMJ 2021; 372: m4721

ICD-Codes: U07.1
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